Neue Ansprechpartnerin bei der Polizei Frankfurt

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Foto: Pressestelle der Polizei Frankfurt

Seit 2010 hat die Polizei Frankfurt offizielle Ansprechpartner für gleichgeschlechtliche Lebensweisen (AgL), die sowohl polizeiintern als auch für die Bürger*innen erreichbar sind

Die Besetzung des Teams wechselte mehrmals: Horst Heinemann kümmerte sich bereits seit den 90ern um die Belange queerer Polizeibeamter und -beamtinnen sowie um den Kontakt zur Community. 2015 wurde Matthias Block-Löwer der offizielle AgL, im Team mit Silke Nowakowsky als Ansprechpartnerin, die 2016 von Julia Reichel abgelöst wurde.

Nun gibt es erneut einen Wechsel: Matthias Block-Löwer musste wegen beruflicher Veränderungen im Januar 2021 sein Amt in Frankfurt aufgeben; seine Kollegin Felicia Krapp, die seit November 2020 als weibliche AgL im Team ist, ist derzeit noch allein. Wir stellen die engagierte Polizistin vor.


Frau Krapp, was war Ihre Motivation, sich für die Stelle als AgL zu engagieren? Haben Sie bereits Erfahrungen in der Frankfurter Community gesammelt?

Grundsätzlich war und ist seit Einrichtung dieser Stelle das Amt als Ansprechperson für gleichgeschlechtliche Lebensweisen eine wichtige Institution inner- und außerhalb der hessischen Polizei. Nachdem sich die Zuständigkeit lediglich auf gleichgeschlechtliche Lebensweisen bezog, fand aufgrund der unterschiedlichen sexuellen und geschlechtlichen Identitäten auch hier ein Wandel und eine Weiterentwicklung statt.

Meinen Vorgängern und allen Engagierten der hessischen Polizei ist es daher zu verdanken, dass auch ich so leben kann, wie ich es aktuell tue.

Damit sich diese Entwicklung weiter steigert, habe ich mich für das Amt beworben und setze mich seitdem mit vollem Engagement ein. Ich bin der Meinung, dass ich meine Erfahrung und Motivation zur Weiterentwicklung, zur Prävention gegen Diskriminierung und für mehr Sichtbarkeit einsetzen kann.

Kurz gesagt: Ich habe den Beruf „Polizistin“ für mich gewählt, da es schon immer meine Intention war Menschen zu helfen. Diesem Grundsatz gehe ich tagtäglich nach.

In letzter Zeit wurden leider wieder mehr homophob motivierte Übergriffe gemeldet; nehmen Ihrer Einschätzung nach diese Übergriffe im Vergleich zur allgemeinen Kriminalitätsrate wieder zu?

Eine kurze Vorbemerkung zur Erklärung: Wenn das Tatmotiv aufgrund von Homophobie zur Ausführung kam, bekommen die AgLs der Polizeipräsidien Kenntnis dieser Sachverhalte und werden sie in die Polizeiliche Kriminalstatistik PKS des Polizeipräsidiums Frankfurt einfließen lassen.

Bis die nächste PKS veröffentlicht wird kann demnach leider keine Aussage bezüglich einer Zu- oder Abnahme getroffen werden.

Dennoch sind die bekanntgewordenen Straftaten, wie in den vergangenen Jahren vermehrt geprägt von Beleidigungen. Auch Körperverletzungen mit homophobem Hintergrund fanden 2020 statt.

Die Statistiken können immer nur das wiedergeben, was auch gemeldet wurde; ein Anstieg kann also auch bedeuten, dass mehr Fälle zur Anzeige kommen. Gibt es Schätzungen zur Dunkelziffer?

Genauso ist es. Die Aussagekraft der PKS wird besonders dadurch eingeschränkt, dass der Polizei ein Teil der begangenen Straftaten nicht bekannt wird. Der Umfang des Dunkelfeldes hängt von der Art des Deliktes ab und kann sich unter Einfluss variabler Faktoren verändern. Wir können daher nur eine Anlehnung an die Realität liefern.

In welchen Fällen kann – oder sollte – ich mich als Bürger*in an Sie wenden?

In allen Belangen, wie beispielsweise allgemeine Fragen und Information zum Thema, Problem- und Konfliktberatung, bei Straftaten oder sonstigen Vorkommnissen, die homo- oder transphobe bzw. diskriminierende Motive erkennen lassen.

Ich möchte allerdings deutlich machen, dass jede Polizeibeamtin und jeder Polizeibeamte in Frankfurt geschult ist, Straftaten mit sensiblen Inhalten aufzunehmen. Das bedeutet: Wenn ein akutes Problem vorliegt, wenden Sie sich an das nächstgelegene Revier, um schnellstmöglich Unterstützung zu bekommen.

Ihre Arbeit als AgL leisten sie zusätzlich zu Ihrem eigentlichen Job als Polizistin; wäre es für eine umfangreiche Arbeit nicht wünschenswert, wenn die AGLs eigene Stellen wären?

Besonders wichtig und auch so umgesetzt ist die flächendeckende Bestellung der Ansprechpersonen für LSBTIQ*-Lebensweisen in Hessen.

Die AgL üben ihre Tätigkeit während ihrer Dienstzeit im Nebenamt aus.

Wie in vielen Bereichen der Polizei wird das Arbeitsaufkommen nicht weniger, so auch bei uns. Jedoch war das vergangene Jahr nicht zuletzt wegen der Corona-Pandemie und den Wegfall der Veranstaltungen etwas ruhiger als die Vorjahre.

Da wir auch, unterstützt durch unsere Vorgesetze, entsprechend in unserer hauptamtlichen Tätigkeit entlastet werden, ist das momentane Konzept ohne Qualitätsverlust möglich.

Wie schaut es in diesem Zusammenhang mit einem Nachfolger für Herrn Block-Löwer aus? Im Team arbeitet es sich doch bestimmt besser?

Definitiv! Aktuell läuft eine Interessensabfrage für den männlichen Part der AgL, der als Nachfolger fungieren soll. Eine endgültige Entscheidung ist derzeit noch nicht getroffen. Ich freue mich allerdings sehr über die Resonanz und das große Interesse.

Sobald der Kollege sein Amt übernommen hat, ist er unter der Rufnummer 069/755 66777 erreichbar


Kontakt:

Ansprechpartnerin für gleichgeschlechtliche Lebensweisen AgL bei der Polizei Frankfurt, Felicia Krapp, 069 75566777 und 069 75566999, www.polizei.hessen.de/rainbow

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