Sechs Monate LSBTIQ* Koordinierungskreis

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Foto: Maik Reuß

Im vergangenen Jahr schlug die Frankfurter Szene Alarm: Immer häufiger kam es im Bermudadreieck zu gewalttätigen Übergriffen; die Eskalation hatte zum Teil dramatische Folgen für die Opfer. Demos, Kundgebungen und Soli-Veranstaltungen wie „Cheers Queers“ wurden unter anderem vom Bündnis Akzeptanz und Vielfalt initiiert, das auch dafür sorgte, dass die Opfer der queer*feindlichen Gewalt im Diversity-Ausschuss im Römer persönlich angehört wurden.

Auch der CSD-Verein und die AIDS-Hilfe Frankfurt AHF schrieben offene Briefe zu den „Gewaltexzessen am Regenbogenkreisel“ an die Stadt Frankfurt. Die Aktionen hatten Erfolg: Zum Beispiel wurde dem aus der Community stammende Wunsch nach mehr Polizeipräsenz im Bermudadreieck nachgegangen. Aus der Szene selbst kam die Aktion „Sag’s deinem Barkeeper“: „Wer beleidigt, bedroht, verfolgt oder angegriffen wird, dies aber nicht der Polizei melden möchte, kann es dem Barkeeper seiner Stammkneipe sagen“, erklärt Ivo Gorisch vom Lucky’s, der die Aktion zusammen mit dem Bündnis ins Leben rief. „Wir sammeln alle Vorfälle und melden sie einmal im Monat den Queer*beauftragten der Frankfurter Polizei. So hoffen wir auf mehr Schutz und Aufmerksamkeit für das Thema“.

Frankfurts Dezernentin für Diversität, Antidiskriminierung und gesellschaftlichem Zusammenhalt Nargess Eskandari-Grünberg initiierte außerdem einen LSBTIQ*-Koordinierungskreis als Schnittstelle zwischen Community, Stadtverwaltung und Polizei. Nach sechs Monaten gemeinsamer Arbeit im Koordinierungskreis zog man Ende Mai eine erste Zwischenbilanz. „Wir haben viel erreicht“, resümierte Eskandari-Grünberg. „Die gute Zusammenarbeit zwischen Polizei, Stadt und Zivilgesellschaft hat sich bewährt und kann als Modell für andere Themen in der Stadt betrachtet werden“. Polizeipräsident Stefan Müller ergänzt: „Unser Ziel ist es, nicht nur eine sichtbare Präsenz im Viertel zu zeigen, sondern aktiv mit der queeren Szene zusammenzuarbeiten und gemeinsam für eine stetige Verbesserung der Situation zu sorgen“.

Der LSBTIQ*-Koordinierungskreis tagt einmal im Quartal, dazwischen arbeiten zwei Arbeitsgruppen Themen wie „Schutz vor Gewalt und Diskriminierung“, „Sichtbarkeit der queren Communities“ und „Empowerment sowie die Stärkung des gesellschaftlichen Zusammenhalts“. Im Juni fanden Aktionstage im Bermudadreieck statt, weitere Aktivitäten wie zum Beispiel eine Öffentlichkeitskampagne mit dem Titel „Safer Spaces for Queer People“ ist in Arbeit. Und ja: Die Zahl der gewalttätigen Übergriffe ist zurückgegangen. „Ich bin unglaublich stolz auf das Engagement aller Beteiligten und auf die bisherigen Ergebnisse unserer Arbeit“, sagte Electra Pain bei der Pressekonferenz; Pain war selbst Opfer eines gewalttätigen Angriffs geworden. Die Arbeit im Koordinierungskreis wird auf jeden Fall fortgesetzt.

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