Fetischverbot CSD Bremen: Offizielle Aufforderung zur Entschuldigung

by

Der Bremer Fetisch-Verein LCNW hat am 26. Juli 2021 eine Stellungnahme zur am 16. Juli 2021 losgebrochenen Fetischverbotsdebatte (männer* kommentierte) um den CSD Bremen veröffentlicht. Nach der Meinung des Clubs habe der CSD Verein das Recht verwirkt, „für die Community zu sprechen“. Er fordert eine Entschuldigung. hinnerk dokumentiert die Stellungnahme hier:


Seit über 50 Jahren kämpfen auch schwule Fetischisten gemeinsam für Akzeptanz, Gleichstellung und gegen Ausgrenzung. Dies zeigen wir alljährlich auch vielem CSD-Demonstrationen/Prides weltweit! In Deutschland und den meisten europäischen Ländern wurde viel erreicht. Von Anfang an ist auch die Fetish-Community ein wichtiger und großer Bestandteil jeder CSD-Demo/Pride. In einer Mitteilung vom November 2020 spricht der Verein „CSD Bremen e.V.“ der Fetischcommunity das Recht ab, im Rahmen des CSD Bremen für Gleichberechtigung und Transparenz zu demonstrieren:

„Fetischdarstellungen sind unerwünscht.“

Ein gemeinnütziger Verein, der einerseits für Menschenrechte, Gleichstellung und gegen Rassismus kämpft, andererseits aber einen großen Teil der queeren Community unter recht fadenscheinigen Argumenten die Teilnahme am Bremer CSD untersagt, hat unserer Meinung nach das Recht verwirkt, für die Community zu sprechen! Nachdem diese Haltung europaweit (nicht nur in der queeren Community) auf massivste Kritik gestoßen ist, erfolgte am 18.07. eine weitere, halbherzige Mitteilung auf der Homepage von  „CSD Bremen e.V.“.

Anstatt einer Entschuldigung1 (wo Menschen arbeiten kommen auch mal Fehler vor) erfolgte lediglich der Hinweis, der Fetishcommunity gehe es potenziell um die Darstellung und Ausführung sexueller provokanter Handlungen während der CSD-Demo. Weiter spricht der Verein davon „missverstanden worden zu sein“. Die Wortwahl ist jedoch eindeutig und lässt keinen Raum für Interpretationen. 

Ausgrenzung ist im Übrigen auch eine Form von Rassismus! 

Wenn diese dann noch aus der eigenen Community kommt, ist das besonders verletzend und so auf keinen Fall hinnehmbar. Das Verhalten des Vereines erinnert an eine längst vergangene Zeit, in der homosexuelle Handlungen gem. § 175 StGB zwischen Männern unter Strafe standen. Schwule Fetischmänner (Anfangs überwiegend in Leder) gehörten zu den Aktivisten der ersten Stunde. Lange bedeutet offenes Auftreten als schwuler Mann sehr viel Mut und war sehr häufig mit Repressalien im privaten wie im beruflichen Leben verbunden. Vieles was für uns heute als Normalität erscheint, haben wir diesen Männern der ersten Stunde zu verdanken! Die meisten dieser Kämpfer leben nicht mehr. Viele sind den 1980er Jahren dem HI-Virus (AIDS) zum Opfer gefallen. Um so verwerflicher ist es, dass der Fetisch durch den CSD-Verein vom CSD ausgeschlossen werden soll. 

Die gesamte Community und der LCNW Bremen e.V. als regionaler Fetischverein, fordern von den Verantwortlichen eine angemessene Entschuldigung! Weiter gehen wir davon aus, dass sich die politisch Verantwortlichen in Bremen von den Entgleisungen dieses Vereines eindeutig distanzieren.

*Wolfgang Krömker, Vorsitzender LCNW Bremen e.V., 26. Juli 2021


Hintergrund

Der LCNW e.V. Bremen

1990 wurde der LCNW Bremen gegründet. Seit 1996 ist die Zone 283 (Kornstraße 283, Bremen) als Leder- & Fetischbar gegründet und wird als Vereinsheim betrieben. Mit Gründung des LCNW wurde auch das Bremer Ledertreffen zum Freimarkt ins Leben gerufen. Jährlich zum Freimarktsumzug traf sie die deutsche Lederszene für ein Wochenende in der Hansestadt. Seit 1984 treffen sich die Leder- & Fetischkerle im Winter zur Wanderung um anschließend in einem Landgasthaus gemeinsam Kohl & Pinkel zu essen: die „LCNW-Kohl- & Pinkelfahrt“ (hinnerk berichtete).

www.lcnw.de  


Transparenzhinweis der hinnerk Redaktion: Am 18. Juli änderte der CSD Bremen den betreffenden Beitrag und entschuldigte sich: 

Back to topbutton