„Der Kunst gilt's!“

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Foto: LHM-Nagy

Paul Müller prägt Münchens Musikleben seit 2008 entscheidend mit. Nicht lautstark auf der Bühne, eher als Strippenzieher im Hintergrund. Als Intendant der Münchner Philharmoniker hat er Größen wie Lorin Maazel und Valery Gergiev als Chefdirigenten nach München geholt und das Festival „MPHIL 360°“ gegründet. Erleichtert ist Paul Müller über die kürzliche Entscheidung des Stadtrates, den Vertrag von Valery Gergiev – vor und zu Beginn seiner ersten Amtszeit noch massiv unter Kritik – für weitere fünf Jahre bis 2025 zu verlängern.

Herr Müller, Valery Gergiev wird bis 2025 Chefdirigent der Münchner Philharmoniker bleiben. Zu einer Vertragsverlängerung gehören ja immer zwei Seiten. Was war für Sie ausschlaggebend, Valery Gergiev für eine weitere Amtszeit als Chefdirigent an die Münchner Philharmoniker zu binden?

Die Münchner Philharmoniker und Valery Gergiev sind ein hervorragend funktionierendes Team. Als Chefdirigent gibt Valery Gergiev nicht nur großartige Konzerte mit uns, sondern er hat auch immer eine große Linie im Sinn, denkt über den nächsten Konzertabend hinaus. Das Vertrauen zueinander ist groß, das Orchester hat unter ihm noch einmal einen qualitativen Sprung gemacht. Die Nachfrage auf dem internationalen Markt ist enorm, auch medial konnten wir erheblich zulegen.

Valery Gergiev gilt als herausragender Künstler, er ist als Person des öffentlichen Lebens aber nicht unumstritten. Im Gegenteil, immer wieder ist seine Nähe zu Putin Thema. Wie nehmen Sie das in der alltäglichen Arbeit bei den Münchner Philharmonikern wahr?

Valery Gergiev hat in den letzten drei Jahren in einem außergewöhnlichen Maße Verantwortung übernommen. Die Gasteig-Sanierung, fünf lange Interimsjahre – das sind Mammutaufgaben, gerade in der jetzigen Phase. Auch dank seiner klaren Haltung und seinem großen Interesse an der Zukunft seines Orchesters haben wir nun eine ganz klare Perspektive.

In unserer täglichen Arbeit spielt die Kritik an seiner Person keine Rolle. Der Kunst gilt's! Natürlich hat es intern lebhafte Debatten gegeben, wir sind ja schließlich auch ein Teil dieser Gesellschaft! Toleranz und Respekt fordern einen fairen Umgang miteinander, da muss man nicht immer die selbe Meinung haben.

Wir konnten wir mit ihm so viele Projekte realisieren, dass wir sagen können: wir schauen über den Tellerrand hinaus, sind vitaler Bestandteil des Lebens in München und öffnen uns allen erdenklichen Formaten. Eine bereichernde Vielfalt – und mit Blick auf das kulturelle Leben in München müssen wir uns da nicht verstecken.

Zu guter Letzt: Welche Projekte stehen für die kommenden Jahre an?

In der nächsten Saison feiern wir unser 125-jähriges Jubiläum. Es wird viele Festkonzerte geben, das Festival „MPHIL 360°“ wird mit spektakulären Konzerten nicht an Attraktivität verlieren, Uraufführungen spielen eine wichtige Rolle, daneben eine ganze Reihe von Sonderveranstaltungen und außergewöhnlichen Abenden – eigentlich möchten wir eine gesamte Spielzeit durchfeiern.

Für die Jahre der Gasteig-Sanierung stehen uns extrem spannende Zeiten bevor, die wir unbedingt nutzen wollen, um unsere Grenzen noch ein wenig mehr zu sprengen, um die Stadt mit all ihren unterschiedlichen Facetten und ihren vielfältigen Menschen noch stärker einzubeziehen und zu bereichern – um dann gemeinsam in den frisch sanierten Gasteig zurück zu kommen.

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