Die Kolumne von Felix Müller

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Der „Viertel-Bürgermeister“ ist tot: Alexander Miklosy ist nach schwerer Krankheit mit 69 Jahren gestorben. AZ-Lokalchef Felix Müller würdigt in seiner kommunalpolitischen Kolumne Miklosys Lebenswerk.

FOTO: Michael Lucan

Alexander Miklosy hat das Viertel geliebt. Und das Viertel hat ihm viel zurückgegeben. Ihm, dem Rosa-Liste-Politiker, der zum Bezirksausschuss-Chef gewählt wurde, sogar mit den Stimmen der CSU. Miklosy und das Viertel: Das passte einfach. Und das war auch ganz alltäglich zu sehen, wenn man mit Miklosy, diesem gütigen, tieffreundlichen Mann, spazieren ging und er an jeder Ecke herzlich gegrüßt wurde.

Viele Entwicklungen sah Alexander Miklosy mit Sorge, natürlich tat er das. Dass es vermehrte Übergriffe rund um die Müllerstraße gab, registrierte er zum Beispiel genau. Und doch sprach er immer mit einer Wärme von seinem Viertel, wie es nur ganz wenige können. Die Toleranz der Gegend, sagte er mir mal sehr überzeugt, habe Glockenbach- und Gärtnerplatzviertel doch erst so attraktiv gemacht. Nur deshalb wollten hier inzwischen so viele Menschen leben. Und: Schwule und Lesben lebten hier immer noch so selbstverständlich wie nirgends sonst.

Miklosy führte viele Jahre den CSD an, dieser stets so freundlich und ausgeruht wirkende Mann mischte aber natürlich auch das ganze Jahr über in allen Debatten mit, die sein Viertel betrafen. Dabei wurde er in seinem Bezirksausschuss gerade so sehr geschätzt, weil er nicht nur eine Meinung vertrat, sondern auch andere gelten ließ. Miklosys verbindende Art ist legendär.

Nun ist der Viertel-Bürgermeister gestorben. Und hinterlässt eine riesige Lücke. „Er war ganz selbstverständlich einfach immer da“, sagt Rosa-Liste-Stadtrat Thomas Niederbühl, der ihn einst schon als „Radio Uferlos“-Gründer kennengelernt hatte. „Alexander Miklosy hatte so ein großes Herz.“ Niederbühl sagt, er habe sich immer auf Alexander Miklosy verlassen können. „So jemand ist eigentlich nicht zu ersetzen.“

Auch Oberbürgermeister Dieter Reiter würdigt Miklosy: „Er hat sich in den langen Jahren seiner ehrenamtlichen Tätigkeit mit großem persönlichen Engagement und viel Einfühlungsvermögen der Interessen seines Stadtbezirks angenommen. Für dieses langjährige Wirken gebührt ihm Dank und Anerkennung.“

Wie es im Bezirksausschuss weitergeht, ist auch viele Wochen nach dem Tod Miklosys noch völlig unklar. Andere Personalentscheidungen in der Münchner Politik sind schon einen Schritt weiter. Die Münchner Grünen wird in den kommenden Jahren möglicherweise ein junger Mann aus der Szene prägen. Dominik Krause (28) hat erklärt, für den Stadtvorsitz zu kandidieren – und parteiintern werden ihm sehr gute Chancen zugerechnet. In einem Interview mit der AZ hat Krause schon mal ein paar Pflöcke reingehauen. So griff er OB Reiter an („Große Worte, kleine Taten“), warnte, das liberale Münchner Lebensgefühl sei mit der Großen Koalition im Rathaus in Gefahr. Und ging vor allem sehr viel klarer als viele andere Münchner Grüne auf Distanz zur CSU. Krause wirbt für eine Stadt, in der Grünflächen erhalten bleiben – aber auch Platz für Subkultur ist.

Das hätte sicherlich auch Alexander Miklosy so unterschrieben. Bei aller Liebe zu seinem Viertel warnte der auch davor, dass es irgendwann nur noch so wenig schwule Anlaufstellen geben könnte, dass der Charme verloren zu gehen droht. „Irgendwann“, sagte er mir am Ende eines Spaziergangs durch das Glockenbach, „kann eine Szene so zersplittert werden, dass es keine Szene mehr ist“. Das schwule Glockenbachviertel, sollte das heißen, könnte ernsthaft in Gefahr geraten. Auch das ist eine Warnung von Alexander Miklosy, die wie so vieles andere in Erinnerung bleiben wird – und muss. *Felix Müller

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