(Keine) Queere Kunst am Ammersee

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Foto: Schondorf Blog

So genannte „Marterl", also Tafeln oder Pfeiler mit Inschrift und Heiligenbild, sind in Bayern ja vielfach zu sehen. Meist erinnern sie an ein Unglück und stehen am Straßenrand, weshalb sie auch „Wegschrein" genannt werden. Dieser Tradition folgten Felina Beckenbauer und Hannah Doepke mit ihrem Projekt "Grenzen küssen" – allerdings mit einer neuen Interpretation. Ihre Skulpturen zeigen keine Marienfiguren oder Jesus am Kreuz, sondern gleichgeschlechtliche Paare sowie Paare unterschiedlicher Herkunft, die sich küssen.

Die beiden Kunststudentinnen wuchsen selbst am Ammersee auf und wollten sich so mit den christlichen Einflüssen ihrer Heimat auseinandersetzen. Ihre Marterl-Installationen seien nicht als „blasphemische Aussagen" gedacht, stellten die Künstlerinnen gegenüber dem Münchner Merkur klar. Vielmehr liege der Schwerpunkt auf ihrem Respekt für Werte wie Nächstenliebe, Fürsorge und Besinnung und „einem sich Sträuben gegen Spießigkeit, Zugeknöpftheit und Vorurteile gegenüber dem Fremden". Mit ihren Wegschreinen wollen Beckenbauer und Doepke „ermutigende Narrative" erzeugen.

Der Schondorfer Gemeinderat lehnte die Aufstellung an einem öffentlichen Uferweg allerdings als zu provokant ab. Immerhin steht eines der Marterl inzwischen auf einem Schondorfer Privatgrundstück in der Bahnhofstraße. Und rund um den Ammersee sind drei weitere ihrer Installationen zu sehen, nämlich im Schlosspark Windach, im Summerpark Utting sowie vor dem Mühlbach-Atelier in Dießen.

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