Münchner Aids- und Hepatitis-Werkstatt: Neues zur HIV-Therapie

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Foto: Privat

Im März lud die 7. Münchner Aids- und Hepatitis-Werkstatt Experten und Betroffene zu einer der bundesweit wichtigsten Konferenzen in die bayerische Landeshauptstadt.

Der Münchner HIV-Schwerpunktarzt Dr. Ulrich Kastenbauer war vor Ort und berichtet von den interessantesten Ergebnissen.

Mein persönliches Highlight aus wissenschaftlicher Sicht waren Daten zu einem noch sehr experimentellem HIV-Therapieansatz: Der Wirkstoff Vedolizumab verhindert, dass ein bestimmtes Molekül bei Entzündungen aller T-Helferzellen, also der HIV-Zielzellen, in der Darmschleimhaut andockt. Die Technik, dieses Molekül zu blockieren, wird schon bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen therapeutisch eingesetzt. Jetzt wurde eine amerikanische Studie an Affen veröffentlicht, bei der die Tiere mit „Affen-HIV“ infiziert wurden und selbst nach dem Absetzen der antiretroviralen Therapie eine deutlich geringere und zeitweise sogar unterdrückte Viruslast aufwiesen. Daraufhin haben auch die ersten Studien an HIV-positiven Menschen begonnen.

Ebenfalls interessant war das Thema Monotherapie (eine Tablette) im Vergleich zur dualen Therapie. Das Fazit: Monotherapie kann in einzelnen Fällen sinnvoll sein, ist jedoch, wegen des deutlich erhöhten Resistenzrisikos, weiterhin keine Therapie der ersten Wahl. Duale Therapien bleiben aber spannend. Vielleicht wird also in der Zukunft eine Kombination von zwei Substanzen unter bestimmten Bedingungen eine gute Behandlungsoption sein, was Kosten und vor allem Nebenwirkungen reduzieren könnte.

Eine weitere aktuelle Meldung: Es stehen neue antiretrovirale Substanzen in der letzten Erprobungsphase. Für vorbehandelte Patienten mit Resistenzen hoffen wir auf neue Wirkstoffe aus dem Bereich der NRTI (nukleosidale Reverse-Transkriptase-Inhibitoren) und PI (Protease-Inhibitoren).

In Sachen Heilung wird weiter in vielen Richtungen geforscht, ein durchschlagender Erfolg ist aber nach wie vor nicht absehbar. Ein provokanter Denkanstoß kam von Dr. Armin Schafberger von der Deutschen AIDS-Hilfe, der fragte: „Brauchen wir die Heilung noch?“ Schafberger verglich bekannte experimentelle Heilungsansätze hinsichtlich Faktoren wie Kosten, Nebenwirkungsrisiko und Verträglichkeit. Ergebnis: Aktuell hat in den meisten Kategorien die herkömmliche lebenslange Therapie die Nase vorn!

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