Ausstellung „Maskulinitäten“ • Das Ende der Männlichkeit?

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Ein ziemliches Mammutprojekt haben Bonner Kunstverein, Kölnischer Kunstverein und der Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen da gemeinsam auf die Beine gestellt. Noch bis zum 24. November kann und sollte vor allem „älterer weißer schwuler Mann“ in der Ausstellung „Maskulinitäten“ vorbeischauen.

Foto: Mareike Tocha


Warum die Anführungsstriche? Weil das neurechte Framing über das Gute, das Historische, die Heimat die Vater-Mutter-Kind-Familie und ganz besonders auch die Stellung des Mannes als Leitwolf des Rudels Mensch bis in schwule Kreise gewirkt hat. Über all das Gendermainstreaming- und Zwischenwesen-Gefasel von CDU bis AfD hat sich – lange fast unbemerkt – Angst in die Köpfe selbst einiger honoriger homosexueller Feuilletonisten eingeschlichen. Angst, nicht mehr schwul sein zu dürfen, sondern queer, fluid oder sonstwas neumodisch und vermeintlich Unentschlossenes als neuen Stempel tragen zu müssen.


Schwule Emanzipation heißt nicht Ende des Patriarchats 

War doch der alte Marker „schwul“ so hart erkämpft. War er auch. Und er bleibt. Zumindest für die die das wollen. Was bei den meisten dieser Opfer neurechter Kommunikationsstrategie nur schwer wieder aufzudröseln ist, ist die Tatsache, dass mit dem Ende der Schwulenverfolgung noch lange nicht das Ende einer patriarchal geprägten Gesellschaft gekommen ist.

Es wird noch Generationen dauern, bis Denkschablonen von einer in Schwarz und Weiß, Hetero und Nicht-Hetero, Mann und Frau geteilten Welt aus den Köpfen verschwunden sein werden. Das ist übrigens überhaupt nicht die Schuld der Eingangs erwähnten schwulen Männer. Schuldig würden sie sich nur machen, wenn sie den Kampf für die Gleichstellung aller Identitäten torpedieren.

Und darum geht es bei „Maskulinitäten“ letztendlich, das Hinterfragen von (männlichen) Rollenbildern und deren Darstellung in der Kunst. Bezeichnenderweise um eine ganz bedeutende Epoche:

„Die Veränderungen tradierter Ausformungen von Männer- und Körperbildern, damit verbundene Macht- und Sichtbarkeitspolitiken sowie schließlich deren Verhandlung und Dekonstruktion in der Kunst der 1960er Jahre bis heute“.

Die Penisgröße von Michelangelos David oder das Sixpack von Zeus werden also nur eine Nebenrolle spielen. Was ist Männlichkeit?

www.koelnischerkunstverein.de

Foto: Mareike Tocha

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