#Kommentar • Lieber Leser! Nicht gegendert ...

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... da uns – aufschlussreich! – nur Männer bezüglich unserer Nutzung des Gendersternchens anschrieben. Vielen Dank für Eure Leserbriefe. Spätestens seit der Erfindung des Buchdrucks und der dadurch wünschenswerten Einigung auf schriftsprachliche Standards tobt der Kampf um eben jene. Ein Kampf ist dieser eigentlich völlig natürliche Prozess einer jeden lebendigen Sprache interessanterweise immer nur dann, wenn es um Dogmen, Ideologien oder auch ganz banal Gewohnheiten geht. 

Bevor ich in dieser Richtung weiter gehe und über den Einfluss von Sprache auf gesellschaftliche Machtgefüge und die lästige deutsche Tugend Ordnung, die oft mit Denkfaulheit verwechselt wird, zu Blockwartmentalität, Germanangst und Maschendrahtzaun komme und Dich eventuell im sonntäglichen Schreibfluss versehentlich einen (Grammatik-)Nazi schimpfe, nur zwei Dinge:

Weder die deutsche Schrift- noch die gesprochene Sprache haben bisher einen Begriff für auch nur ein weiteres Geschlecht gefunden. Daher können wir diese Geschlechter gar nicht benennen. Hier wäre ein kultureller Austausch mit unseren Mitbürger*innen mit Wurzeln im südlichen Afrika sicherlich förderlich. Wem das zu exotisch ist, der könnte bei den blonden Schwed*innen anfangen, die 2014 ein drittes Geschlecht per Order Mufti einführten. Das Gendersternchen ist die daraus geborene Notlösung, die sich – Zitat Duden (2020, Auflage 28) – „immer mehr durchsetzt". Für mich ganz persönlich mit der gesprochene Pause sogar eine fast meditative Bewusstmachung dieses Mankos meiner geliebten Muttersprache und damit das Gegenteil der von Dir unterstellten Unsichtbarmachung der Geschlechter. 

Foto: Feewiki, CC BY-SA 4.0, wikimedia.org

Zweitens und wohl Wichtigstes, denn als empathischer Mensch bin ich daran interessiert, ungewollte Verletzungen anderer zu vermeiden: Wie diskriminiert Dich die Entmannung der Sprache konkret? Die Abschaffung eines Privilegs ist keine Diskriminierung. 

Queerste Grüße!

eine kleine Geschichte des Genderns unserer nonbinären Praktikant*in Victoria gibt es HIER

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