Konzert im Livestream auf philharmonie.tv

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Christian Tetzlaff hat eine so unprätentiöse und natürliche Art aufzutreten, dass genau das seine besondere Ausstrahlung ausmacht. Im Mittelpunkt steht die Musik. Die enorme technische Perfektion und musikalische Intelligenz dieses Ausnahmegeigers sind Mittel zum Zweck. Sein Repertoire reicht von Bach bis zu Ligeti und bis zu Zeitgenossen, seine Liebe gilt der Kammermusik, seine Geige ist ein modernes Instrument des Geigenbauers Peter Greiner. Für seine Leistungen wurde Christian Tetzlaff bereits im Jahr 2000 mit dem Brahms-Preis der Brahms-Gesellschaft Schleswig-Holstein ausgezeichnet.

Über Brahms’ Violinkonzert gerät Christian Tetzlaff ins Schwärmen: „Dieses Stück ist für den Geiger ein Traum, denn es ist physisch eine solche Erfüllung, es zu spielen“, sagt Christian Tetzlaff. „Es ist schwer, ja, aber nicht ungeheuerlich, und alle Dinge, die darin schwer sind, haben eine körperliche Wirkung, auch auf das Publikum. Es ist wirklich einfühlsam geschrieben.“ Diese Ansicht teilten nicht alle Geiger zu allen Zeiten. Der erste Virtuose, der sich mit dem Werk auseinandersetzte, war der berühmte Geiger Joseph Joachim, der mit Brahms befreundet war und sich schon lange ein Violinkonzert von ihm gewünscht hatte. Aus seiner Sommerfrische in Pörtschach am Wörthersee, wo er so besonders gut arbeiten konnte, schickte Brahms im August 1878 die Violinstimme seines einzigen Violinkonzerts an Joseph Joachim mit der Bitte, sie kritisch durchzusehen. Brahms war selbst Pianist und suchte fachmännischen Rat in geigerischen Angelegenheiten. »Ich bin zufrieden, wenn Du ein Wort sagst und vielleicht hineinschreibst: schwer, unbequem, unmöglich usw.«, bat Brahms den Freund. Joseph Joachim erschien das Werk offenbar sehr unbequem, und er schrieb hinein: „Ändern! Leichter!“, etwa zu einer vertrackten Doppelgriff-Passage.

Mit den meisten Änderungsvorschlägen seines Freundes war Brahms jedoch nicht einverstanden und suchte lieber nach eigenen Lösungen. Insgesamt erschien das Konzert den Zeitgenossen als zu schwer und spröde, als zu sehr Sinfonie und zu wenig Violinkonzert. Der Violinvirtuose Pablo de Sarasate etwa, der gewohnt war, die ungeteilte Aufmerksamkeit des Publikums zu genießen, weigerte sich, „mit der Geige in der Hand zuzuhören, wie die Oboe dem Publikum die einzige Melodie des ganzen Stückes vorspielt“. Vielleicht hat Brahms eben eher für einen Christian Tetzlaff geschrieben, der von Eitelkeit nichts weiß. Und für ein Orchester wie Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen, die erfüllen kann, was Clara Schumann an dem Werk so gefiel.

Christian Tetzlaff und die Musiker der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen sind seit vielen Jahren so gut aufeinander eingespielt, dass es eine Freude ist, sie interagieren zu sehen und zu hören. „Christian Tetzlaff ist eine Art Familienmitglied der Kammerphilharmonie. Wir spielen schon so lange mit ihm zusammen. Er ist praktisch Mitglied des Orchesters„, sagt der estnische Chefdirigent Paavo Järvi. Für ihn ist die Kammerphilharmonie „voller starker Persönlichkeiten und Leuten mit einer Menge Information, Wissen, Intelligenz und Auffassungsvermögen. Eine solche Gruppe von Menschen zu leiten ist eine ziemliche Herausforderung, aber sie widmen sich mit großer Hingabe dem Ergebnis ihrer Arbeit und dem Endergebnis auf der Bühne. Und genau dies ist das Ziel für uns alle.“

Dieses Konzert wird am 22. November live auf philharmonie.tv ins Internet und auf den heimischen PC, Tablet oder Smartphone übertragen.

www.philharmonie.tv

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