In the Navy

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Foto: visitannapolis.org

Das kleine Städtchen Annapolis unweit von Washington, D.C. hält für Besucher einiges bereit: amerikanische Geschichte, leckere Meeresfrüchte und nicht zuletzt die Ausbildungsstätte der US Navy mit über 4.000 Kadetten. 

Welch ein Kontrast: Während das geschäftige Treiben in der US- Hauptstadt Washington scheinbar nie zur Ruhe kommt, findet man nur eine gute Autostunde gen Osten entfernt ein wahres Idyll. Annapolis, Regierungssitz des Bundesstaates Maryland, ist einer jener Orte, die ein wenig aus der Zeit gefallen scheinen. Mit knapp 40.000 Einwohnern hat sich der historische Stadtkern über die Jahrhunderte kaum verändert. Die 1649 an der Chesapeake Bay gegründete Hafenstadt diente lange als Umschlagplatz für Tabak und war am Ende des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges zwischen 1783 und 1784 neun Monate lang Hauptstadt der Vereinigten Staaten. In dem dank seiner hölzernen Kuppel nicht zu übersehenden State House unterschrieb George Washington im Dezember 1783 nach dem Kriegsgewinn sein Rücktrittsschreiben als Kommandant der siegreichen Kontinentalarmee, kurz darauf ratifizierte der Kongress jenen Vertrag, der die Unabhängigkeit der USA besiegelte.

Foto: Dirk Baumgartl

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Foto: visitannapolis.org

Immer wieder stößt man in Annapolis auf Spuren George Washingtons und weiterer Persönlichkeiten, die eng mit der Geschichte des Landes verbunden sind. In der Middleton Tavern etwa, die es seit Mitte des 18. Jahrhundert gibt, kehrten neben Washington auch Thomas Jefferson und Benjamin Franklin ein. Heute serviert man dort Bier, Wein und Cocktails zu frischen Meeresfrüchten. Neben Austern und anderen Muscheln sind es vor allem die Blaukrabben (Blue Crabs), die weit über die Grenzen Marylands hinaus bekannt sind und die als Crab Cake oder im Ganzen aufgetischt werden. Bei Cantler’s Riverside Inn, ein paar Meilen außerhalb der Stadt, kann man die frisch gefangenen Schalentiere in kleinen Becken unterhalb der Sonnenterrasse bestaunen. Als Spezialität gelten dort die als Soft Shell Crabs bezeichneten Exemplare, deren Panzer kurz nach der Häutung so weich ist, dass man ihn gleich mit verspeist. 

Foto: Dirk Baumgartl

Wie sehr Stadtentwicklung und viktorianische Architektur Hand in Hand gehen, erfährt man bei einer der Stadterkundungen mit Urban EvenTours. Deren elektrobetriebene Fünfsitzer sind wie geschaffen für die kleinen, zum Teil mit Kopfsteinpflaster versehenen Straßen der Altstadt. In einer dieser Straßen, unweit des Kapitols, liegt auch das von Graham Gardner und Robert Bryant geführte Bed and Breakfast Two-O-One, das sich in einem historischen Landhaus befindet. Wer es moderner mag, findet im Westin Annapolis die passende Unterkunft. Von dort führt die West Street Richtung Zentrum durch den Art District, in dem man neben Galerien auch angesagte Restaurants wie die hippe Sailor Oyster Bar oder das Tsunami findet, in dem sich regelmäßig die lokale Gay-Szene trifft. Wie in jeder Kleinstadt kennt man sich untereinander und bildet eine kleine, aber engagierte Community. 

Foto: visitannapolis.org

Foto: Dirk Baumgartl

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Dass es in Annapolis eine zweite, weitaus jüngere Community gibt, liegt an einer der weiteren Sehenswürdigkeiten der Stadt: Über knapp 140 Hektar mitten im Stadtzentrum erstreckt sich die Ausbildungsstätte der US-Marine. Die United States Naval Academy ist Heimat von über 4.000 Studenten, die in ihren weißen Uniformen das Stadtbild von Annapolis bestimmen. Nach einer Sicherheits- und Passkontrolle kann man das Gelände auf eigene Faust oder mit einer Führung erkunden und den Kadetten etwa in deren Sportzentrum von einer Galerie aus beim Schwimmen, Ringen oder beim Krafttraining zusehen. In der Bancroft Hall, der weltweit größten Schlafstätte für Studenten, erinnert die Memorial Hall an gefallene Mitglieder der US Navy. Zu den weithin sichtbaren Bauwerken der Stadt zählt auch die Kuppel der imposanten Naval Academy Chapel, in der sich 2014 erstmals ein schwules Paar das Jawort gab. Der damalige Sprecher der Akademie, John Schofield, sah die Hochzeit in keinem Widerspruch zu den Werten der Navy und betonte, dass die Akademie stolz sei auf diese nach geltendem Recht stattfindende Hochzeit: „In der Naval Academy geht es darum, Führungskräfte für die Zukunft auszubilden und eine Kultur der Würde und des Respekts zu fördern. Und ich bin der Meinung, dass es in einer Linie mit unseren Werten und den Lehren steht, die wir schätzen, hier unsere erste gleichgeschlechtliche Hochzeit zu halten.“ Mit einer eigenen LGBT-Gruppe haben sich Schwule, Lesben, Bisexuelle und Transgender unter den Studenten organisiert, dennoch sind auch sie den strengen Regeln unterworfen, die für alle auf dem Campus gelten. Dazu gehört etwa, in der Öffentlichkeit keinen Alkohol zu trinken, sich bei Verlassen des Geländes abzumelden und vor 22 Uhr wieder in der Stube zu sein. Der schwule Tourist denkt sich seinen Teil, geht ins Tsunami und bestellt sich auch nach 22 Uhr noch ein Bier. 

Foto: Dirk Baumgartl

INFO

www.visitannapolis.org 

ÜBERNACHTEN

The Westin Annapolis

Das moderne Hotel liegt direkt am Art District der West Street und auch der Hafen lässt sich in etwa 15 Minuten leicht zu Fuß erreichen, www.westinannapolis.com

Foto: Westin Annapolis

Two-O-One 

Das von einem schwulen Paar geführte Bed & Breakfast in einem historischen Landhaus inmitten der Altstadt verbindet Gemütlichkeit mit persönlichem Service, www.201bb.com

TIPP

Als Segler-Hauptstadt der USA sollte man sich einen Ausflug in die Chesapeake Bay nicht entgehen lassen. Schooner Woodwind bietet zu, Beispiel tägliche Segeltouren in den Sonnenuntergang, www.schoonerwoodwind.com

Wer sich von einem kenntnisreichen Führer die Stadt zeigen lassen möchte, findet bei Urban Adventures den richtigen Ansprechpartner. Mit Elektromobilen bietet der Veranstalter individuelle Touren mit dem Schwerpunkt Stadtgeschichte oder Kulinarik, www.annapolisurbanadventures.com

Foto: visitannapolis.org

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