BENIDORM: Manhattan am Mittelmeer

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Vom Fischerdorf zur Urlaubsmetropole mit einem Pride, der jährlich bis zu 15.000 Besucher*innen lockt: Das an der Costa Blanca gelegene Benidorm hat seinen ganz eigenen Charakter.

Foto: Visit Benidorm

Es ist eine angenehme Anfahrt von Valencia entlang der spanischen Mittelmeerküste. Aber streift man die sanfte Bergkette der Sierra Helada und erreicht nach 45 Kilometern das ehemalige Fischerdorf Benidorm … was den Besucher dort erwartet, steht im krassen Gegensatz zur lieblichen Gegend der Costa Blanca. Es ist ein beeindruckender, überraschender und vielleicht auch beängstigender Anblick: Auf nur 38 Quadratkilometern tut sich eine Hochhauslandschaft auf, die sich ganz dem Tourismus verschrieben hat. Mit 345 Gebäuden über zwölf Stockwerke Höhe besitzt Benidorm sogar die (in Relation zur Einwohnerzahl) größte Hochhausdichte weltweit. Doch was auf den ersten Blick irritiert, hat offensichtlich seinen Reiz, denn die 70.000 Einwohner zählende Stadt gehört mit rund fünf Millionen Touristen pro Jahr zu einer der angesagtesten Urlaubsdestinationen überhaupt. Primär sonnen sich hier spanische und englische Gäste, deutschen Urlaubern ist der Ort weitgehend unbekannt. Dabei bringt er vieles mit, was auch hierzulande bestens ankommt: Fünf Kilometer feiner Sand, saubere Strände, ein lebhaftes Treiben, abwechslungsreiche Gastronomie, angenehmes Klima, wenige Regentage und Unterkünfte vom günstigen Familienhotel bis zum Fünf-Sterne-Luxus-Resort mit Golfplatz.

Vom Fischerdorf zur Urlaubsmetropole

Wie aus einem unbekannten Fischerdorf diese einzigartige Urlaubsmetropole wurde, ist eine tolle Geschichte: Der damalige Bürgermeister Pedro Zaragoza Orts hatte schon in den 1950er-Jahren große Pläne, doch die Moralvorstellungen des katholischen Spanien standen seinen touristischen Ambitionen im Weg: An den Stränden herrschte Bikiniverbot, zudem ließ die Sperrstunde um Mitternacht nennenswertes Nachtleben nicht zu. Als er das Bikiniverbot zunächst eigenmächtig aufhob, wurden Touristinnen in knapper Kleidung sogar von der Polizei abgeführt, die Kirche drohte dem gläubigen Katholiken mit Exkommunikation. Daraufhin fuhr Zaragoza, so die Legende, auf seiner Vespa neun Stunden zum spanischen Diktator General Franco, um ihn zu überzeugen, diese beiden tourismusfeindlichen Verbote für seine Stadt aufzuheben. Der Coup gelang, und so wuchs das Fischerdorf innerhalb weniger Jahre zur Tourismus-Hochburg.

Foto: Visit Benidorm

„Funny, friendly, flirty“: Queer Benidorm

Auch für die LGBTIQ*-Community hat Benidorm einiges zu bieten: In seiner Altstadt befindet sich das Gay Village, das sich mit über zwei Dutzend Bars, Shops und Restaurants durchaus sehen lassen kann. Im Sommer 2021 feierte der dortige Gay Pride (Motto: „Funny, friendly, flirty“) sein zehnjähriges Jubiläum, wenn auch coronabedingt in stark reduzierter Form. Im September 2022 soll wieder eine Parade den Strand von Levante entlangziehen, und rund 15.000 Teilnehmer*innen werden den „European Summer Closing Pride“ feiern. Eine klassische Cruising-Area oder einen Gay-Beach sucht man zwar vergebens, in der Umgebung gibt es allerdings einige lauschige Nacktbadestrände wie den Raco del Conill im Nachbarort Villajoyosa. Grundsätzlich ist das selbstbewusste Benidorm der LGBTIQ*-Community gegenüber offen und tolerant.

Foto: Dirk Baumgartl

Fazit

Wer Kultur oder Historisches sucht, wird in Benidorm nicht fündig. Auch der Frage, ob Massentourismus dieser Art nachhaltig oder zukunftsfähig ist, geht man hier besser aus dem Weg. Doch wer das Strandleben und das Meer liebt, gern ausgeht und sich im Urlaub vom allgegenwärtigen Duft der After-Sun-Lotions betören lassen und einfach mal abschalten will, wird von Benidorm nicht enttäuscht. 

INFO

www.spain.info

www.de.visitbenidorm.es

www.benidormpride.com

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