Rhein: Reben & Romantik

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Ob zu Fuß, per Rad, Zug, Auto oder Schiff – wer seinen Urlaub am Rhein zwischen Köln und Mainz verbringt, findet dort romantische Burgen, historische Denkmäler und eine Landschaft, die vom Weinanbau geprägt ist.

Foto: Nicko Cruises

Bis zur Wende 1989 und ein paar Jahre darüber hinaus galt sie als die schwulste Stadt Deutschlands. Im Schatten des Kölner Doms hat sich die Kölner Szene auch über die Landesgrenzen hinaus einen Namen gemacht. Jahr für Jahr liefert sich der Kölner CSD einen Wettbewerb mit Berlin, welche Veranstaltung denn die größere ist. Und trotz der Corona-Pandemie versuchen die Organisatoren des Cologne Pride, zumindest eine reduzierte Version der Demonstration am 11. Oktober stattfinden zu lassen. Während für schwule Touristen das sogenannte Bermudadreieck an der Ecke Schaafenstraße und Mauritiuswall mit Bars wie Mumu oder ExCorner ein fester Anlaufpunkt im Kölner Nachtleben ist, sollte man sich tagsüber Zeit nehmen für einen Besuch des Doms und des angrenzenden Römisch-Germanischen Museums mit seiner eindrucksvollen Sammlung. Die Lage am Rhein wussten Germanen wie Römer zu schätzen. Im 19. Jahrhundert vor Christus legten die Römer mit dem Oppidum Ubiorum den Grundstein für das heutige Köln. Mit dem Aufstieg zur wichtigsten Stadt des Römischen Reichs nördlich der Alpen über das Mittelalter bis in die heutige Zeit gilt die Rheinmetropole als eines der bedeutendsten Kulturzentren am Fluss. Während sich für Szenegänger ein Besuch in Köln vor allem am Wochenende lohnt, sollte man seine Reise entlang des Rheins am besten unter der Woche planen.

Foto: Dirk Baumgartl

Könige & Kirchen

Gut 100 Kilometer rheinaufwärts liegt die Stadt Koblenz an der Mündung der Mosel in den Rhein. Auch hier haben die Römer, die an der strategisch wichtigen Stelle das Kastell Confluentes errichteten, ihre Spuren hinterlassen. Im Mittelalter war Koblenz immer wieder Schauplatz von militärischen Auseinandersetzungen und Grenzkonflikten und unter anderem Sitz des fränkischen Königshofs. Heute gelten vor allem die am Rheinufer befindliche Kastorkirche aus dem 12. Jahrhundert sowie die auf der anderen Rheinseite und mit einer Seilbahn zu erreichende Festung Ehrenbreitstein als sehenswert. Das bekannteste Wahrzeichen der Stadt ist jedoch das Deutsche Eck, jene Landzunge, an der die Mosel in den Rhein fließt und an der das monumentale Reiterstandbild Kaisers Wilhelm I. zu finden ist.

Foto: Nicko Cruises

Qualität statt Quantität

Von Koblenz aus lohnen Ausflüge entlang der Mosel, sei es mit einem Ausflugsschiff, mit der Bahn, zu Fuß oder auf dem Fahrrad. Wanderfans können über den Moselsteig mit seinen insgesamt 24 Etappen von Koblenz über Cochem und Trier bis nach Perl gelangen. Auf teils steilen Wegen folgt die Strecke über dem Tal und durch Weinberge dem Lauf der sich durch die Landschaft schlängelnden Mosel. Zu den Highlights auf dem Weg nach Trier gehören ein Ausflug zu der zwischen Alken und Treis-Kaden gelegenen Burg Eltz sowie in die malerische Stadt Cochem, über der die nicht minder sehenswerte Reichsburg thront, deren Wurzeln bis ins 12. Jahrhundert zurückreichen. Spätestens hier sollte man sich das ein oder andere Glas Riesling gönnen. Die Mosel ist Deutschlands ältestes Weinanbaugebiet, was ebenfalls auf die römischen Eroberer zurückzuführen ist. Inzwischen produzieren Winzer wie Markus Molitor an den Steillagen des Moseltals innovative Weine, indem sie sich auf alte Weintraditionen besinnen und auf Qualität statt Quantität setzen.

Foto: Dirk Baumgartl

Burgen, Burgen, Burgen

Wer Koblenz den Rhein aufwärts in Richtung Mainz verlässt, wird spätestens jetzt zum Burgen-Fan. Hier beginnt das zum UNESCO-Welterbe gehörende Obere Mittelrheintal, und spätestens jetzt sollte ein Schiff das erste Verkehrsmittel der Wahl sein – es sei denn, man möchte auch dieses Tal auf dem in sieben Etappen gegliederten Rheinburgenweg erwandern. Über vierzig Burgen und Ruinen finden sich entlang der knapp 70 Kilometer langen Strecke zwischen Koblenz und Rüdesheim, so die imposante Marksburg, die auf einem Felsen inmitten des Rheins stehende Burg Pfalzgrafenstein oder die einer Festung gleichenden Burg Rheinfels. Vorbei an bekannten Weinlagen wie dem Bopparder Hamm schlängelt sich der Rhein immer eindrucksvoller durch das sich verengende Rheintal, bis man schließlich bei Sankt Goar die Engstelle unterhalb des sagenumwobenen Loreley-Felsens passiert, auf dessen Gipfel einst ebenjene Loreley die Rheinschiffer dermaßen betörte, dass diese ihr Boote auf Grund setzten.

Foto: Dirk Baumgartl

Leere Saufmeile

Das Lied der Loreley aus der Feder Heinrich Heines begegnet dem Besucher in Siegfrieds Mechanischem Musikkabinett wieder. Das kuriose Museum beherbergt eine der größten europäischen Sammlungen von Musikautomaten und ist fester Bestandteil eines Besuchs in Rüdesheim. Natürlich erklingt auch hier das „Lied aus alten Zeiten“. Neben Rothenburg ob der Tauber ist Rüdesheim vermutlich die „deutscheste“ Stadt, die sich ein ausländischer Tourist vorstellen kann: mittelalterliche Fachwerkhäuser mit blumengeschmückten Erkern, Kopfsteinpflaster, eine kleine Burg. Kein Wunder, dass sich hier zu normalen Zeiten Tausende von Besuchern durch das kleine Städtchen drängeln. Jetzt, während Corona-Zeiten, hat man Gelegenheit, Rüdesheim tatsächlich mal von einer anderen Seite kennenzulernen. Die berühmte Drosselgasse, eigentlich eine Touristen-Saufmeile, in der es sonst kein Durchkommen gibt, ist angenehm leer. Auch bei der Seilbahn, die von der Stadt über Weinberge hinweg zum Niederwalddenkmal mit seiner über das Rheintal wachenden Germania führt, steht man kaum an. Wer hier übernachtet oder am frühen Morgen ankommt, hat das Städtchen quasi für sich.

Foto: Dirk Baumgartl

Sommerschwüle

Von Rüdesheim ist es nur noch ein kurzer Weg bis nach Mainz. Etwa 25 Flusskilometer trennen den historischen Winzerort von der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt. Hier lohnt ein Besuch von Dom, Gutenberg-Museum und der Kirche Sankt Stephan mit ihren Glasfenstern von Marc Chagall. Die normalerweise im Juni stattfindende Sommerschwüle, so der Name des Mainzer CSD, musste für 2020 abgesagt werden, lockt aber normalerweise einige Tausend Besucher an. Mit der „Bar jeder Sicht“ und dem „Chapeau“ gibt es in der Stadt zumindest zwei Anlaufpunkte der Szene. Wer in dieser Hinsicht mehr Action sucht, muss sich ins knapp vierzig Minuten entfernte Frankfurt begeben – doch das liegt bekannterweise am Main.

Foto: Dirk Baumgartl

INFO

www.romantischer-rhein.de

www.koelntourismus.de

www.mosellandtouristik.de

Foto: Dirk Baumgartl

TIPP

Eine der schönsten Möglichkeiten, Rhein und Mosel zu erkunden, ist im Rahmen einer Flusskreuzfahrt. Nicko Cruises etwa bietet mit seiner modernen Flotte und entsprechenden Hygienekonzepten ganzjährig verschiedene Routen an. www.nicko-cruises.de

Foto: Dirk Baumgartl

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