FLORIDA KEYS: Hand in Hand in den Sonnenuntergang

Bekannt als schwules Reiseblogger-Paar Couple of Men waren Karl und Daan auf den Florida Keys unterwegs und genossen eine abwechslungsreiche und sonnenverwöhnte Zeit.

Foto: Andy Newman

Verliebt legte Daan seinen Arm um meine Schulter und drückte mir einen Kuss auf die Wange. Möwen segelten über unseren Köpfen und ein Katamaran fuhr langsam an uns vorbei, dem golden glühenden Ball am Horizont entgegen. Wir sitzen am Pier des Mallory Square im Norden von Key West und lassen entspannt die Beine über dem türkisfarbenen Wasser baumeln. Ein Schwarm kleiner, schwarz-weiß gestreifter Fische tummelte sich vor uns im Schatten eines mächtigen, hölzernen Pfahls, an dem die größeren Boote tagsüber anlegen. Die milde Sommerbrise schmeckte salzig auf den Lippen und sorgte vor allem bei Daan für einen zerzausten Bart. Wir atmeten tief durch. Wir waren im Urlaub, auf den Florida Keys.

Ich schmunzelte vor mich hin, als ich an unsere Autofahrt durch den Süden Floridas denken musste. Vor gut zehn Tagen saßen wir noch ganz aufgeregt in einem Mietwagen auf dem Weg von Miami in Richtung Süden auf dem Overseas Highway. Mit heruntergelassenen Fenstern schienen wir das Urlaubsgefühl praktisch anfassen zu können und fühlten uns frei und beschwingt das Lied Kokomo von den Beach Boys „(...) Key Largo, Montego ... Off the Florida Keys (...)“ lauthals mit zu singen. Und heute? Heute saßen wir am Ufer der westlichsten Insel der Keys, um mit der langsam untergehenden Sonne Good Bye und Auf Wiedersehen zu sagen. Dabei verwandelte sich der Himmel zum Abschied in ein wahres Feuerwerk an goldenen, gelben und roten Farbtönen, die selbst unsere gebräunten Gesichter warm erstrahlen ließen. Erholt, glücklich und zufrieden schauten wir einander an. Es war Zeit für uns aufzubrechen.

Foto. coupleofmen.com

Hand in Hand schlenderten wir dem Sunset Pier entlang, vorbei an singenden Straßenkünstlern, dampfenden Töpfen mit frisch zubereiteten Meeresfrüchten und Popcorn und begegneten hin und wieder einem Hahn, der mit stolzer Brust an uns vorbei stolzierte. „Zwick mich mal in meinen Arm.“ Daan musste lachen. „Sind wir wirklich hier?“ Er streichelte mir liebevoll über mein Gesicht und nickte. Die Atmosphäre war einfach nur bezaubernd, easy going, so anders, und strahlte gleichzeitig so viel Urlaubsgefühl aus. Nur wenig später erreichen wir den Hafen der Altstadt von Key West. „Schau da, ein Karibik-Manati schwimmt da unter dem Katamaran“, sagte Daan ganz aufgeregt. Wir hielten an der Uferpromenade zwischen mächtigen Motorbooten inne und beobachteten die Rundschwanzseekuh beim Spielen im Wasser. Es roch nach Meer, frischem Fisch und einer Brise Gegrilltem. Gut, dass wir eine Reservierung im urigen Hafenrestaurant Half Shell Raw Bar gemacht hatten.

An Restaurants, mit köstlichen Fischspezialitäten auf der Speisekarte, mangelte es auf den Florida Keys wahrlich nicht, was für Vegetarier zu einer echten Herausforderung werden kann. So hatten wir feinste italienische Küche im Restaurant Ciao Hound Italian Kitchen & Bar in Islamorada, köstliche hawaiianisch inspirierte Gerichte im Restaurant Mahina in Marathon und erfrischenden Key Lime Pie in der Key West Key Lime Pie Co Bäckerei in Key West. Doch nicht nur die Restaurants können sich sehen lassen. Auch die LGBTIQ* und schwulenfreundlichen Strandhotels wie das Postcard Inn in Islamorada, das The Perry auf der Insel Stock Island und Luxusresorts wie das Isla Bella auf der Insel Marathon zeugen von einer Offenheit gegenüber queeren Reisenden, die wir auf unseren Reise schätzen gelernt hatten. Dazu zählt natürlich auch das berühmte Island House in Key West, dem wohl „besten Schwulenresort der Welt“. Das Gay Resort sollten nicht nur Fans der freien Körperkultur auf ihre Key West Bucket Liste setzen. Hier verbrachten wir super entspannte Tage nackt am Pool und lernten bei den Poolpartys einheimische sowie reisende Schwule näher kennen.

Foto: Rob O'Neal

Und was, wenn Langeweile aufkommen würde? Langeweile? Die kann im Urlaub auf dem Archipel der Florida Keys, das aus über 200 Koralleninseln gebildet wird, garantiert nicht aufkommen. Denn die bewohnten Inseln verfügen jeweils über ihre individuellen, natürlichen und vom Menschen gemachten Sehenswürdigkeiten und bieten abwechslungsreiche Aktivitäten an. So lernten wir im Turtle Hospital auf Marathon viel Neues über den Schutz der Meeresschildkröten, wanderten auf der historischen 7-Miles-Bridge auf den Mid Keys dem Sonnenuntergang entgegen und unternahmen eine abenteuerliche Kajaktour mit Big Pine Kayak Adventures durch die dichten Mangroven vor der Insel Big Pine Key.

Eines der schönsten Erlebnisse war für uns der Tag auf einem Katamaran mit dem queeren Unternehmen Blu Q in Key West. Das selbsternannte „Zuhause auf dem Wasser für schwule Männer" bietet seit 1996 FKK-Segelausflüge an, samt Schnorcheln, Kajaken und wahlweise einer Tour zum Sonnenuntergang. Mit Gleichgesinnten, fruchtigen Snacks und einem Silikon-Gläschen Prosecco lässt es sich nackt auf dem Katamaran (und im Wasser) wahrlich gut aushalten. Auf etwas konnten wir uns auf jeden Fall verlassen: Die Sonne war unsere ständige Begleiterin, vom Sonnenaufgang über dem Atlantik bis zum Sonnenuntergang über dem Golf von Mexiko.

Apropos Sonnenuntergang: Nach dem Abendessen mit frischem Fisch für mich und spanischen, vegetarischen Köstlichkeiten für Daan, stand zum Abschluss unserer Florida Keys Sommerreise noch eine Drag-Cabaret-Show im berühmt-berüchtigten LaTeDa auf dem Programm. „Der Spaziergang durch die historische Altstadt wird uns gut tun“, murmelte Daan und hielt sich den vollen Bauch. „Lass uns über die Fleming Street schlendern und dann die Duval Street nehmen. Auf dieser Route können wir die New-England-Cottages und Häuser im viktorianischen Zuckerbäckerstil beleuchtet im Dunkeln ansehen.“ Ohne Angst, entspannt und verliebt spazieren wir durch die engen Straßen, werfen den Blick in das ein oder andere Geschäft, geben uns einen Kuss auf dem Regenbogen-Zebrastreifen und verschwinden in der Nacht...

Mit ein paar Tagen in der wohl schwulsten Inselstadt der USA, ging unser Sommermärchen (im Februar) dem Ende entgegen. Doch ein unbestreitbares Gefühl in uns bleibt auch noch Tage nach unserer Rückkehr bestehen: Als schwules Männerpaar auf Reisen hatten wir eine nahezu perfekte, abwechslungsreiche und vor allem sonnenverwöhnte Zeit auf den Florida Keys verbracht. Und wir wollen unbedingt wiederkommen.

INFO

www.fla-keys.de

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