NACHGEFRAGT – AIDS IST EIN MASSENMÖRDER

Seit Tagen beherrscht die neue Kampagne des „Regenbogen e.V.“ die Medienlandschaft. Schwere Kritik hagelt es zum Beispiel von Seiten der Aids-Hilfe. blu fragte beim Geschäftsführer der verantwortlichen Agentur „das comitee“ nach.

HERR SILZ, DIE KAMPAGNE „AIDS IST EIN MASSENMÖRDER“ STEHT UNTER MASSIVER KRITIK SEITENS AIDS-HILFE UND -STIFTUNG. WIE ENTGEGNEN SIE DEM VORWURF DER EFFEKTHASCHEREI?

Ganz richtig: Die Aids-Hilfe macht mit ihrer Kritik PR für sich. Um die Sache geht es denen doch schon längst nicht mehr. Und einen Alleinvertretungsanspruch zum Thema Aids hat sie ohnehin nicht. Die verschiedenen Diskussionsforen sind voll von positiven Reaktionen, das Video ist auf den Schulhöfen der Renner, die Plakatvorbestellungen sind enorm, Lehrer fordern sie sogar als Diskussionsgrundlage für den Unterricht an. Das nenne ich einen Effekt, keine Effekthascherei.

WIE REAGIEREN SIE AUF DEN VORWURF, DASS OPFER DES NATIONALSOZIALISMUS UND AIDS-KRANKE DURCH DIE KAMPAGNE DISKREDITIERT WÜRDEN?

Wir bezeichnen Hitler als das, was er war: ein Massenmörder. Die verharmlosenden Hitler-Darstellungen in unzähligen Satire- und Comedy-Shows finde ich um einiges verstörender. Und: Natürlich wollen wir keine Aids-Kranken diskreditieren. Wir sagen "Aids ist ein Massenmörder" und nicht "Aids-Kranke sind Massenmörder". Wir haben viele E-Mails von HIV-Infizierten erhalten, die die Kampagne richtig verstehen und uns bestärken weiterzumachen.

IHRE AGENTUR „DAS COMITEE“ IST EIN KLEINES UNTERNEHMEN, DAS UMSO KREATIVERE PR-LÖSUNGEN ERARBEITET. WIE KAM ES ÜBERHAUPT ZU DER KAMPAGNENIDEE, DIE JA UNTER DER PRÄMISSE „AUCH SCHLECHTE PRESSE IST PRESSE“ DURCHAUS ALS SEHR ERFOLGREICH ZU BETRACHTEN IST?

Es ist doch klar, dass die Presse eine Kampagne mit Hitler nicht loben kann und darf. Wenn man das bedenkt, ist die Berichterstattung doch äußerst positiv zu werten. Gefreut hat mich auch, dass sich Michael Stich mit seiner Stiftung hinter die Kampagne gestellt hat. Bis jetzt hat sich nur der Bayrische Rundfunk getraut tatsächlich ein Online-Voting zu machen. Ergebnis: Über 70% Zustimmung. Was soll daran schlecht sein? •ck

Internet: DIE KAMPAGNE IM WELTNETZ

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