Schwulenhass fördert Aids

„Afrika, ein Kontinent, der etwas mehr als zehn Prozent der Weltbevölkerung aufweist, ist die Heimat von 60 Prozent (oder mehr als 25 Millionen) der Menschen weltweit, die mit HIV leben“, so der Report der International Gay and Lesbian Human Rights Commission (IGLHRC). Gleichgeschlechtlich lebende Menschen würden von der Krankheit besonders hart getroffen. „Studien in Senegal, Ghana und Kenia zeigen, dass die HIV-Infektionsraten unter Männern, die Sex mit Männern haben, wesentlich höher sind als in der Allgemeinbevölkerung. Doch nach mehr als einem Vierteljahrhundert mit der Epidemie werden AIDS und gleichgeschlechtliche Lebensweisen noch immer von einer Mauer des Schweigens umgeben, was sich als entscheidendes Hindernis zur Überwindung der Krankheit herausstellen könnte.“

Der Report wartet mit einer Fülle von Beispielen auf. So berichtet K. S., ein 23-jähriger Schwuler aus dem kenianischen Mombasa, er sei regelrecht aus einer Poliklinik verjagt worden, in der er um eine Untersuchung nach einer möglichen durch Anal-Sex übertragenen Krankheit ersucht habe. Romeo Tshuma, ein Menschenrechtsaktivist aus Simbabwe, begleitete einen Mann, der sich ebenfalls auf eine Geschlechtskrankheit hin durchchecken lassen wollte. Die Krankenschwestern dort hätten ihn regelrecht beschämt. „Danach wollte er nicht mehr in die Klinik gehen; ich glaube, er ist auch gestorben, weil er nicht wusste, wohin er sich noch wenden sollte.“

„Die Stigmatisierung, das Leugnen von Homosexualität und Gesetze, die gleichgeschlechtliche Praktiken unter Strafe stellen, tragen nur dazu bei, schwule und lesbische HIV-Infizierte in den Untergrund zu drängen und ihre medizinische Versorgung drastisch zu beschneiden“, folgert Cary Alan Johnson, IGLHRC-Experte für Afrika und Autor der Untersuchung. Doch auch das Ausland macht Johnson für diese Entwicklung mitverantwortlich. Manche Hilfsprogramme, namentlich aus den USA, fühlten sich eher überkommenen Moralvorstellungen verpflichtet, denn dem Recht auf die sexuelle Selbstbestimmung aller Menschen. So werde „ein konservatives Dogma gefördert anstatt die erwiesenermaßen besten Methoden zur HIV-Prävention“. Schwulen- und Lesbenorganisationen vor Ort wiederum verfügten noch lange nicht über Stärke und Know-how, um eigene Kampagnen zu fahren.

Back to topbutton