Senegal: „Lasst ihn uns töten, bevor die Polizei kommt!“

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Im westafrikanischen Senegal wurden drei Männer festgenommen, nachdem sie gemeinsam mit Dutzenden anderen bei einem homophoben Angriff einen US-Amerikaner blutig geschlagen und durch die Straßen Dakars getrieben hatten. Sie sollen vor ein senegalesisches Gerichte gestellt werden.

Das Video des Angriffs, der am 17. Mai in der Hauptstadt Dakar stattfand, zeigt eine Menschenmenge von fast 100 Menschen, die einen Mann umringt, der nur Boxershorts trägt und am Kopf blutet. Der Mann wird barfuß durch die Straßen getrieben, bekommt Schläge auf seinen Rücken und seinen Kopf, während zwei andere seine Handgelenke festhalten und eine Flucht verhindern. In dem Video ist zu hören, wie die Leute den Mann einen „schmutzigen Homosexuellen“ nennen. Andere schreien: „Homosexualität wird im Senegal nicht akzeptiert“, „Lasst uns ihn töten, bevor die Polizei kommt“ und „Er hat es nicht verdient zu leben.“

Berichten von Seneweb zufolge handelt es sich bei dem Opfer um einen amerikanischen Musiker, der mit einem Freund und Kollegen nach Dakar gekommen war, um an der 14. DAK'ART, der Kunstbiennale in Dakar, teilzunehmen. Aufgrund seines Stils und seiner Kleidung wurde er (wahrscheinlich fälschlicherweise) beschuldigt, homosexuell zu sein.

Stolz, ein homophobes Land zu sein

Artikel 319 des Strafgesetzbuches der ehemaligen französischen Kolonie, die überwiegend muslimisch geprägt ist, verbietet gleichgeschlechtliche Beziehungen als „unnatürlich“. Wer einen „unzüchtigen” Akt mit einem „Individuum seines eigenen Geschlechts” begeht, kann nach geltendem Recht mit einer Gefängnisstrafe zwischen einem und fünf Jahren sowie mit einer Geldstrafe zwischen umgerechnet 152 und 2286 Euro belegt werden.

Eine Verschärfung dieses „Unzuchtparagrafen“ war im Dezember des letzten Jahres zwar gescheitert (männer* berichtete), dennoch bietet das Land und seine Regierung queeren Menschen keinen Schutz. Auch die Medien stehen der LGBTIQ*-Community ablehnend gegenüber. Mit ihrer Stimmungsmache folgen sie der Bevölkerung, denn es sind stets Bürgerproteste, die höhere Strafen gegen LGBTIQ*-Personen fordern, zuletzt im Februar 2022.

„Wir wollen einfach, dass die Regierung Homosexualität kriminalisiert, genauso wie sie Vergewaltigung kriminalisiert, wie sie Viehdiebstahl kriminalisiert“, sagte Ngoné Dia, ein Universitätsstudent, während der Protestkundgebung in Dakar gegenüber Voice of America, und eine Frau erklärte dem offiziellen staatlichen Auslandssender der USA, der Senegal sei „ein homophobes Land und wir sind stolz darauf, das sagen zu können“.

Foto: Seyllou / AFP

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