MORD WEGEN HOMOPHOBIE KEIN MORD

Eine etwas seltsam anmutende Aussage. Aber genau so sah es jetzt ein Gericht auf den Bahamas und ließ den 25-jährigen Frederick Green-Neely frei, der 2004 den schwulen Dale Williams erstochen hatte.

„Gay Panic Defense“ nennt sich der juristische Ausdruck, der Green-Neely die Freiheit bewahrt hat. Es umschreibt die Möglichkeit, sich bei einer homosexuellen Annäherung derart unter Druck gesetzt zu fühlen, dass eine dann im Affekt begangene Tat nicht geahndet wird. Unglaublich, aber leider wahr. Hier unterscheiden Gerichte im Vereinigten Königreich und den Vereinigten Staaten deutlich zwischen heterosexuellen und homosexuellen Übergriffen. Eine Frau, die von einem Hetero begrapscht wird und sich mit Messerstichen wehrt, kann kaum darauf hoffen, ungestraft davon zukommen. Zu Recht, denn in einem Rechtsstaat muss auch die Verhältnismäßigkeit der Mittel abgewogen werden.

Nicht so im einleitend genannten Fall. Frederick Green-Neely wurde während seines Besuches bei Dale Williams von diesem angefasst und wehrte sich mit drei Messerstichen, an deren Folgen Williams starb. Die Staatsanwaltschaft klagte Mord an, das Gericht folgte aber den Ausführungen der Verteidigung, die darauf aufmerksam machte, dass Green-Neely „nur seine Männlichkeit verteidigt hätte.“

Selbstverständlich ist sexuelle Belästigung auch in homosexuellen Kreisen verbreitet und gehört bestraft. Damit aber ein Totschlag oder sogar Mord juristisch ungesühnt bleiben kann, muss schon ein massiver gewaltsamer Übergriff stattgefunden haben. Bloße Berührungen können wohl kaum als Auslöser gelten.

Homosexuellenverbände auf der ganzen Welt kritisieren die „Gay Panic Defense“, weil sie allzu oft dazu führt, dass antischwule Gewalttaten unter den Tisch gekehrt werden und Täter zu Opfern hochstilisiert werden. •ck

Internet: GAY PANIC DEFENSE

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