INTERVIEW: KONSTANTIN JABLOZKIJ

Mit Wut und Angst blicken nicht nur Lesben und Schwule auf Russland und das Klima der Angst und Gewalt, das die Regierung Putins dort dank ihrer homophoben Politik geschaffen hat. Der Eiskunstläufer Konstantin Jablozkij steht trotzdem zu seiner Homosexualität und kämpft für Toleranz. Wir bekamen ein Interview. •rä HTTP://GAY-SPORT.RU

DU BIST GRÜNDER VON LGBT-SPORTS, EINEM HOMOSEXUELLEN SPORTVERBAND. HAST DU DADURCH REPRESSALIEN ERFAHREN MÜSSEN?

Nein. Wir sind ganz offiziell in St. Petersburg seit 2011 als NGO angemeldet. Der Staat erlaubt uns, unsere Statuten zu befolgen. Ich wurde nicht bedroht oder gar körperlich misshandelt.

DU BIST GEGEN EINEN BOYKOTT DER OLYMPISCHEN WINTERSPIELE IN RUSSLAND 2014. WARUM BIST DU DAGEGEN?

Weil es kein konstruktiver Weg ist, ein Problem zu lösen. Wir hatten zwei Boykotts der Olympischen Spiele in der neuen Zeitrechnung: 1980 und 1984. Zwölf Jahre lang hatten Olympioniken keine Möglichkeit, an Wettkämpfen teilzunehmen. Wie viele Sportlerleben und Schicksale wurden gebrochen? Das kann man nur vermuten. Ganz im Gegenteil rufe ich alle Nationalmannschaften der zivilisierten Welt auf, in Sotschi mitzumachen und ihre Solidarität mit der russischen Szene durch ihre Teilnahme an einer besonderen Aktion zu beweisen: SSHH – Same-Sex Hand-Holding der Pride House International Coalition. Wir bitten die Sportler, während der Parade der Nationalmannschaften bei der Eröffnungszeremonie der Olympischen Spiele in Sotschi die Hände eines gleichgeschlechtlichen Mannschaftsmitglieds zu halten und in die Luft zu strecken. Das wird dafür sorgen, dass TV-Kommentatoren die Aktion erklären müssen und die Russen über die Menschenrechtslage in Russland nachdenken.

DU BIST DABEI, DIE OPEN GAMES, EIN SPORT-, KULTUR,- UND SZENEFESTIVAL, ZU ORGANISIEREN, RICHTIG?

Genau. Im Anschluss an die Olympischen Spiele in Sotschi werden wir vom 2. Februar bis 2. März 2014 in Moskau die Russian Open Games abhalten – eine Mischung aus Sport, Kultur und Menschenrechten. Wir brauchen für diesen Event eine internationale Beteiligung. Und wir hoffen, dass Athleten, Journalisten, Trainer und Sport-Stars in Moskau bleiben werden, um bei diesem Festival mitzumachen und sich mit uns solidarisch zu zeigen.

WIE IST DAS ALLTAGSLEBEN EINES SCHWULEN MANNES IN RUSSLAND. LEBST DU IN DAUERNDER ANGST?

Nun, mein Leben ist friedlich. Ich trage ein T-Shirt mit dem Logo der „Russian LGBT Sport Federation“, wenn ich auf der Straße unterwegs bin, und niemand schenkt dem Beachtung. Ich wurde nie bedroht oder körperlich misshandelt.

DU WÜNSCHST DIR VON HOMOSEXUELLEN EIN COMING-OUT ...

Ja, das wünsche ich mir. Es müssen mehr Homosexuelle ihr Coming-out haben – dann wird sich die negative öffentliche Meinung bezüglich Schwuler und Lesben in Russland ändern.

Internet: LGBT-SPORTS

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