KOMMENTAR - KATHOLISCHER ÄRZTEVERBAND UND HEILUNG VON HOMOSEXUALITÄT

Obwohl die Weltgesundheitsorganisation bereits 1993 Homosexualität aus dem Katalog der Krankheiten gestrichen hat, reißt der Gedanke eine Heilung von Homosexualität im Geiste konservativer Köpfe nicht ab. So sieht sich der Bund katholischer Ärzte (BKA) dazu veranlasst, homöopathische Therapien gegen homosexuelle Neigungen anzubieten.

Um rechtlich sauber zu bleiben wird auf der Website erwähnt, dass es sich bei Homosexualität nicht um eine Krankheit handele. Dennoch sieht man sich veranlasst auf die von homosexuellen Phantasien geplagten Menschenkinder einzugehen. „Hilfe bei Homosexualität“ ist ein Unterpunkt dieser Webseite und als solche nicht mehr als eine Verballhornung. Den Suchenden wird nicht etwa die Förderung und Stärkung ihrer homosexuellen Veranlagung, die durch eine vorherrschend religiös-ethische Erwartungshaltung nur verkümmert wahrgenommen wird, angeboten, vielmehr soll der utopische Wunsch der Veränderung der ureigenen Sexualität ermöglicht werden. Das auch noch unter anderem durch die umstrittenen Heilmethoden der Homöopathie.

Nicht nur, dass hier in einem Aufwasch gut 60 Jahre schwul-lesbische Bewegung negiert werden, Homosexualität nach wie vor als etwas schlecht Anzusehendes angeprangert wird und auch einhellig belegende Berichte aus der psychologisch-psychatrischen Wissenschaft starrsinnig ignoriert werden. Nein, außerdem wird hier wissentlich mit den Gefühlen der Betroffenen und deren Angehörigen gespielt. Beim Lesben- und Schwulenverband Deutschland stößt dies natürlich auf massive Proteste wegen des „fehlenden Respekt gegenüber homo- und bisexuellen Menschen“.

Psychotherapie gegen Homosexualität anzubieten, wie es auf der BKÄ-Webseite passiert, ist vorsintflutlich, wenn nicht gar gemeingefährlich.

Oberster Drahtzieher dieser Kampagne und registrierter Besitzer der Webseite ist Gero Winkelmann, Baujahr 1954 und seines Zeichens Allgemeinmediziner. Neben seiner haltlosen Theorie der Therapierbarkeit von Homosexualität, hat er es sich auch zum eisernen Hobby gemacht, katholische Ärzte gegen Schwangerschaftsabbrüche zu mobilisieren.

Die scheinheilige These, Homosexualität als heilbar darzustellen entblößt erneut das in vielen Köpfen immer noch präsente, engstirnige Denken im Hinblick auf das individuelle Entfalten von Sexualität ¬– sogar in Medizinerkreisen. Die katholische Kirche zeichnet sich so einmal mehr als Hemmer für eine individuelle Entwicklung der Gesellschaft aus. In Verbindung mit pseudo-fundierten medizinischen Fakten ergibt dies eine explosive gesellschaftspolitische Mischung. Als würden die geistigen Auswüchse greiser Theologen nicht für sich allein schon reichen. Längst bekannt ist der immens hohe Anteil homosexueller Priester in der katholischen Kirche. Von einer vernünftigen, zeitgemäßen internen Auseinandersetzung mit dem Thema wird jedoch weiterhin tunlichst abgesehen.

Lieber setzt der katholische Ärzteverband ein angebliches Statement eines Schwulen auf die Webseite, in dem dieser sich über die Möglichkeit einer solchen Behandlung „freue“. „Die Angebote sind gefährlich“, so Renate Rampf vom LSVD, „und wirken zudem destabilisierend, weil sie schlichtweg nicht funktionieren“. Bleibt zu hoffen, dass sich viele christliche Homosexuelle von ihren Gefühlen leiten lassen und sich nicht auf solch perfide Angebote einlassen. •Bernd Auzinger

INFO

Bundesweit bietet die Ökumenische Arbeitsgruppe Homosexuelle und Kirche (HuK) e. V. ein breites Angebot auch für homosexuelle Christen, Jugendliche und Menschen anderer Konfessionen, die Orientierung suchen. Ohne gefährliche Heilsversprechungen.

Internet: ANGEBOT DER HUK

Back to topbutton