DIKTATORENNICHTE AUF SEXMISSION

© Foto: N. Horn

So oder ähnlich könnten Überschriften zu Mariela Castro aussehen, und so ähnlich sahen Überschriften auch aus. Frau Castro polarisiert. Sie ist die einzige aus der Familie Castro, die die Konfrontation mit politischen Gegnern und der internationalen Presse geradezu sucht. Aber, und das ist, was die Kritiker Lügen straft, sie tut es nicht, um ein Regime zu verteidigen, sondern um ihr ganz persönliches Lebensanliegen, sexuelle Selbstbestimmung und Freiheit für Kubaner voranzutreiben.

In diesen Wochen war es wieder besonders laut um die Direktorin des Nationalen Zentrum für sexuelle Aufklärung, kurz Cenesex auf Kuba. Erst zum IDAHO (Internationalen Tag gegen Homo- und Transphobie) ein Marsch gegen Homophobie durch Havanna, dann die geplante Reise nach Amerika. Bekommt „die Gesandte eines kommunistischen Regimes“ ein Visum, oder bekommt sie es nicht? Wahlkampf in Amerika. Eine Ohrfeige und beleidigend nennt ihn Mitt Romney, die Demokraten dagegen freuten sich über den Besuch, in dessen Verlauf Castro mit Bezug auf die Äußerungen des US-Präsidenten zur Homo-Ehe sagt: „Ich würde Obama zum Präsidenten wählen!“ Das war dann tatsächlich eine Ohrfeige, die saß.

Klar, dass Castro auch US-Embargo und radikale Exilkubaner gerne thematisiert. Das schafft Aufmerksamkeit – im Inselstaat und auch auf der ganzen Welt. Klar auch, dass sie Sozialistin, vielleicht Kommunistin ist. Aber es ist in der freien Welt nicht verboten anders zu denken und Castros Handeln in der Heimat, der stetige Druck auf das eigene Regime zeigt, dass Mariela Castro nicht beschönigt, was in ihrem Land falsch läuft. Im Gegenteil, sie bezeichnet die Verfolgung Homosexueller durch das junge Castro-Regime als „schweren Fehler“. Selbst setzt sie sich seit Jahren für die Einführung der Ehe und das Adoptionsrecht für Homosexuelle ein und ist guten Mutes diese Anliegen zeitnah vollendet zu sehen.

Unter ihrer maßgeblichen Beteiligung werden seit Jahren geschlechtsanpassende Operationen bei Trans*-Personen vom Gesundheitsministerium gefördert, mit Cenesex sorgte sie als Nachfolgerin der deutschen Gründerin Monika Krause dafür, dass Kuba eine beachtliche Bilanz im Kampf gegen Aids und andere sexuell übertragbare Krankheiten vorlegen kann.

Mariela Castro ist eine Diktatorennichte auf Sexmission. Im besten Sinne! •ck

Mariela Castro auf dem Wagen des CSD-Schirmherrn Corny Littmann 2010 in Hamburg

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