KONTROVERS: SPORT ∕ SEX ∕ GEBETE

Für mich selbst war der Sportunterricht, genauer das Umziehen danach, als Junghomo ein Graus: Wohin eigentlich mit dem anwachsenden Geschlechtsteil, wenn wieder mal der Heteroproll neben einem unverzagt die Hose runterließ und durch die Umkleide in Richtung Dusche wippte?

Insofern kann ich es gut nachvollziehen, dass Kinder auch aus religiös motivierter Scham ein Problem mit dieser Art des staatlich verordneten Sportunterrichts haben. Ich kann es sogar akzeptieren, denn Sport ist nun wirklich gesund und gut, hat aber mit der Freiheit der Lehre wenig zu tun.

Genauso kann ich das aktuelle Urteil des Berliner Verwaltungsgerichts zum Thema Gebetsraum am Diesterweg-Gymnasium in Gesundbrunnen akzeptieren. Ich empfinde es als durchaus gerechtfertigt, dass muslimische Kinder ihre Religion auch in der Schule frei ausüben dürfen. Es gehört nun mal zu einer weltoffenen Gesellschaft, allen Anschauungen genügend Raum zuzuerkennen. Wer es nicht mag, kann schließlich wegschauen oder schnell einen Rosenkranz zur Abwehr beten – ist ja auch nicht verboten, oder?

Meine Toleranz hört aber dann auf, wenn existenzielle Grundlagen unseres Seins nicht mehr vermittelt werden können. Niemand darf zum Beispiel die Freiheit der Wissenschaft der der Religion unterordnen. Es kann nicht sein, dass ein Kind in Deutschland, aus welchen Gründen auch immer, über urmenschlichste Funktionsweisen wie die Sexualität nicht mehr aufgeklärt wird. Die Lehre an deutschen Schulen MUSS frei sein. Niemand „von außen“ darf Einfluss auf sie nehmen. Weder mit dem Kruzifix noch mit dem Gebetsteppich in der Hand. •ck

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