KOMMENTAR – BURDA, BUSHIDO & BAMBI

Dass Kunst moralisch sein soll, ist ein großes Missverständnis des fernsehverblödeten Proletariats. Kunst soll kritisch sein, provokativ, emotional und in ästhetischen Formen zum Nachdenken anregen. Von daher sind die (alten) Texte Bushidos genau das, was Kunst vollbringen kann: in der Formsprache seiner speziellen Gattung provozierend. Kunst kann auch keine Rücksicht darauf nehmen, ob darin jemand ein Handlungsvorbild nimmt. Gewalt ist ein Stilmittel im Rap und Bushido bedient sich diesem. Künstlerisch finde ich es bedenklicher, wenn Herz auf Schmerz gereimt wird.

Offensichtlich hat der Verlag Hubert Burda Media allerdings ebenfalls ein infantiles Verständnis von Kunst. Wie wäre es sonst zu erklären, einen Preis für eine „Integrations“-Leistung zu vergeben, die gar nicht Bestandteil der Kunst Bushidos sein kann und darf. Gemessen an den Kriterien eines solchen kunstfremden Awards stellt sich allerdings die berechtigte Frage, ob die soziale Person Bushido richtig gewählt ist, hat doch seine Rede gezeigt, dass er wohl kaum in der Lage ist, ein paar zusammenhängende Gedanken zu formulieren und wohl erst Recht nicht, seine neuen Lieder zu verfassen oder erfassen. Welche Person wurde also ausgezeichnet? Ein soziale, die nicht Subjekt seiner Texte ist, oder eine künstlerische, die nicht Objekt von Moral sein kann? Wahrscheinlich eine mediale Fiktion ... •Olaf Alp

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