KOMMENTAR - KATHOPHOBIE VS. HOMOPHOBIE

© FOTO: SCREENSHOT ARD

Einen „Skandal“ nennt das Internetportal kath.net die Entlassung des in der letzten Woche bei Günther Jauch wiederholt in die Kritik geratenen Publizisten Martin Lohmann durch die Macromedia Hochschule für Medien und Kommunikation (MHMK). Von einer „kathophoben Erfahrung“ ist die Rede. Wer für christliche Werte eintrete, werde laut kath.net in Deutschland diskriminiert. Ist das so?

Der Fall: Martin Lohmann hatte in der Sendung „Hart aber fair“ am 3. Dezember 2012 einmal mehr und zur besten Sendezeit sehr altertümliche und teilweise grundfalsche Thesen über Homosexualität verbreitet (Video unten). Viele Lesben und Schwule fühlten sich direkt angegriffen, ohne die Richtigstellung der anderen Diskussionsteilnehmer hätte man die Aussagen Lohmanns auch tatsächlich als homophobiefördernd bezeichnen können. Die MHMK entließ den als Dozent beschäftigten Lohmann daraufhin wohl bereits im Dezember und begründete dies nun in einer Mitteilung: „Die Hochschule vertritt in ihren Grundwerten ein Menschenbild, in dem verschiedene sexuelle Orientierungen respektiert werden. Sie lehnt jegliche Art von Diskriminierung ab.“ Lohmann seinerseits reagierte auf den Rauswurf mit Kritik an der Toleranzlosigkeit seines Ex-Arbeitgebers. Im Gespräch mit kath.net sagte er, dass der Rauswurf ein bemerkenswerter Vorgang der Demokratielosigkeit sei: „Ich bin erstaunt, dass die Leute, die Toleranz einfordern, nicht in der Lage sind, Toleranz zu üben."

Die Entscheidung, ob diskriminierende Aussagen in der Öffentlichkeit ein Grund sind, eine Lehrerlaubnis zu entziehen und diese sich im Rahmen der Verantwortlichkeit von Lehreinrichtungen befindet, kann ich persönlich nicht abschließend bewerten. Sicher kann ich aber sagen, dass die katholische Kirche als Arbeitgeber mit ganz anderen Maßen misst. Hier reicht schon ein uneheliches Kind, eine eingetragenen homosexuelle Partnerschaft oder eine Scheidung, um seinen Job als Putzfrau, Pfleger oder Lohnsachbearbeiter zu verlieren. Insofern sollten sich die Autoren von kath.net ganz deutlich überlegen, wer hier warum diskriminiert wird.

Ganz allgemein empfinde ich den um sich greifenden Neusprech der christlichen Hardliner als eine Frechheit. Es ist beschämend, die Kritik an menschenrechtsunwürdigen Grundsätzen der katholischen Kirche (sogenannte Kathophobie) mit dem blanken lebensgefährlichen Hass auf Homosexuelle (Homophobie) gleichzusetzen. •Christian Knuth

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