INTERVIEW – GLEICHSTELLUNGSFORDERUNG IST MEIN BEITRAG

© Foto: www.elisabeth-winkelmeier-becker.de

Bei den anstehenden Koalitionsverhandlungen verhandelt die Bundestagsabgeordnete Elisabeth Winkelmeier-Becker im Team der CDU in der Koalitions-Arbeitsgruppe 6: Familie, Frauen und Gleichstellungspolitik. „Gerade bei den Themen Familie, Frauen und Gleichstellung gibt es einige Übereinstimmungen, aber auch Unterschiede in den beiderseitigen Vorstellungen. Wir müssen hier unsere Politik an der Lebenswirklichkeit der Menschen ausrichten, nicht an ideologischen Leitbildern. Ich freue mich auf die anstehenden Verhandlungen.“ so Winkelmeier-Becker, die uns 2012 ein Interview zu ihren Ansichten gab. Erstes Treffen ist am Freitag, den 25. Oktober 2013 im Jakob-Kaiser-Haus.

INTERVIEW AUS AUGUST 2012

Der Vorstoß von dreizehn Bundestagsabgeordneten der CDU-Fraktion zur Gleichstellung Schwuler und Lesben im Steuerrecht platzte wie eine Bombe in das eigentlich pausierende politische Berlin. Inzwischen unterstützen weitere Abgeordneten aus CDU und CSU sowie Familienministerin Schröder das Papier. Wir sprachen mit Initiatorin Elisabeth Winkelmeier-Becker über ihre Motivation.

WARUM ERFOLGT DIE FORDERUNG AN DIE FRAKTION GENAU JETZT?

Das ist bezogen auf das Urteil des Bundesverfassungsgerichts zur Beamtenbesoldung. Das ist jetzt ein guter Zeitpunkt um die soundso lange im Raum stehende Thematik aufzugreifen und daran anzuknüpfen.

HERR SCHÄUBLE LIEST DEN KOALITIONSVERTRAG ANDERS, ALS ES ZUM BEISPIEL DIE FDP TUT. GLAUBEN SIE, DASS SIE MIT IHREM VORSTOSS ERFOLG HABEN KÖNNEN?

Ich glaube es gibt eine Chance. Ich glaube aber nicht, dass das innerhalb weniger Tage passiert. Aber ich bin mir sicher, dass die durchaus bestehende Offenheit bei den Kollegen der Fraktion – und ich meine damit mehr als die dreizehn Unterzeichner des gestrigen Schreibens (A.d.R.: Selbst Familienministerin Schröder sagte gegenüber der Süddeutschen Zeitung, dass sie das Anliegen unterstützt) – sich formiert. Der Koalitionsvertrag leistet dabei eine Argumentationsgrundlage ist aber nicht der ausschlaggebende Punkt, warum wir jetzt tätig werden. Ich möchte, dass auch klar wird, dass es um eine politische Neubewertung geht und wir das nicht nur machen, weil wir irgendwann vom Verfassungsgericht dazu gezwungen würden, sondern weil wir aus eigener Überzeugung dahinter stehen.

STICHWORT EIGENE ÜBERZEUGUNG. SIE SELBER HABEN BEI DER NAMENTLICHEN ABSTIMMUNG AM 28. JUNI BEIDE OPPOSITIONSANTRÄGE ZUR EHEÖFFNUNG BZW. GLEICHSTELLUNG ABGELEHNT. WÜRDEN SIE HEUTE WIEDER SO ABSTIMMEN, ODER WIE HERR DR. ZIMMER EINE ENTHALTUNG IN ERWÄGUNG ZIEHEN? KÖNNEN SIE IHRE MEINUNGSFINDUNG ERLÄUTERN?

Ich persönlich bin beim Thema Adoptionsrecht noch anderer Meinung. Ich bitte das auch nicht falsch zu verstehen, es geht mir dabei nicht darum, dass es Kindern bei homosexuellen Eltern schlechter geht, oder dass Kinder vor Homosexuellen geschützt werden müssten. Das ist Humbug, wie ja auch Studien belegen und in keiner Hinsicht eine moralische Frage. Dennoch bin ich der Meinung, dass egal welcher Sexualität die Eltern nachgehen, es grundsätzlich am besten für Kinder ist, Vater und Mutter als Bezugspersonen zu haben. Das mag man kontrovers diskutieren, aber genau diese Forderung war es, die mich nach reiflicher Überlegung dazu veranlasst hat, beide Anträge der Opposition abzulehnen. Sie finden dazu auch eine lebhafte Diskussion auf meiner Facebook-Seite

KÖNNEN SIE SICH ERKLÄREN, WARUM ES TROTZ VIELFACHER URTEILE AUS KARLSRUHE UND ANDERSLAUTENDER EINZELMEINUNGEN AUCH IN DER FRAKTION IMMER NOCH SO SCHWER IST, DIE EIGENTLICH DOCH LOGISCH GEBOTENE FINANZIELLE GLEICHSTELLUNG GROSSEN UNIONSTEILEN ZU VERMITTELN?

Berührungsangst. Sie führt dazu, dass eine emotionale Blockade besteht, die aufgebrochen werden kann. Vielleicht würde mehr persönlicher Kontakt helfen und Normalität im Umgang. Viele Kollegen kennen eben dann doch keine Homosexuellen in ihrem engen Freundeskreis und sind deshalb gesellschaftlichen Vorurteilen ausgesetzt. Ich selber habe über Kontakte zur LSU einen Einblick in die Normalität homosexueller Beziehungen gewonnen. Ich habe daher die Hoffnung, dass diese Forderung jetzt realisiert werden kann – sie soll mein politischer Beitrag zur Normalisierung sein.

•Interview: Christian Knuth

Internet: WWW.ELISABETH-WINKELMEIER-BECKER.DE

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