KOMMENTAR: QUO VADIS, LSU?

Politisch Interessierte fragen sich einmal mehr, was die „Lesben und Schwulen in der Union“ (LSU) eigentlich zu solchen Entgleisungen der Mutter-(Merkel)-Partei sagen. Jahrelang war die LSU nur ungeliebtes Beiwerk, das in den Augen der Szene keine Existenzberechtigung hat, da Schwule und Lesben in der Union eben keine solche hatten, bzw. der Kampf um Rechte ein ohnehin vergeblicher Kampf wäre.

Kampf ist nun aber genau das richtige Stichwort, denn die LSU hat sich verändert und durch gute Netzwerk- und Überzeugungsarbeit nicht nur prominente Mitglieder wie Rita Süßmuth gewinnen können, sondern hat durch gezielte Ansprache und Einbeziehung von Bundestagsabgeordneten direkten Einfluss auf das politische Tagesgeschehen der CDU sowie mediale Aufmerksamkeit gewonnen („Aktion der 13“ zur Gleichstellung). Dieser selbstbewusste und kämpferische Kurs, den einige engagierte und gut vernetzte LSUler vorangetrieben haben, ist allerdings innerhalb der LSU stark umstritten.

Besonders mit dem eher konservativ und leise agierenden Bundesvorsitzenden Alexander Vogt, eckte zum Beispiel der erfolgreich polarisierenden Bundesgeschäftsführer Pohle als lautes Sprachrohr der „jungen Wilden“ in der LSU in letzter Zeit an und so stellt sich für die am morgigen Samstag stattfindenden Mitgliederversammlung die wohl wichtigste Entscheidung, die die LSU in ihrer 15-jährigen Geschichte zu fällen hat:

Will man einfach weiter mitlaufen und das Feigenblatt der Union sein, wie es Alexander Vogt mit seinen Aussagen forciert? (zum aktuellen Merkel-Fall sagt er „Wenn schon die Gerichte entsprechend reagieren, Abgeordnete und Minister der Regierung anderer Meinung sind und die Länder sich ebenfalls für eine Gleichstellung aussprechen, ist die Relevanz deutlich groß genug, sich zumindest mit einem Kompromissvorschlag einzubringen.“) Oder will man den Kurs der selbstbewussten LSU fortsetzen? (Pohle: „Angela Merkel hält uns für Menschen zweiter Klasse und der Bundesvorsitzende der LSU, Alexander Vogt fordert zur ablehnenden Haltung Merkels in Fragen der Gleichstellung, zumindest einen Kompromissvorschlag. - Sorry, aber in Gleichstellungsfragen, können wir Lesben und Schwule keine weiteren Kompromisse mehr vertragen. (…)“).

In Düsseldorf sind die LSU-Mitglieder nun also aufgefordert, über den zukünftigen Bundesvorstand, ein Grundsatzprogramm und damit auch den Kurs der LSU abzustimmen. Die Szene erwartet ein mutiges Votum, denn wer außer der LSU ist prädestiniert, die politische Stimme konservativer Schwuler und Lesben zu sein? •ck

Internet: WWW.LSU-ONLINE.De

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