NACHGEFRAGT – HAMBURG PRIDE

© Vorstand Presse Marc-Pierre Hoeft (links) / 1. Vorsitzender Dr. Lars Peters (rechts)

Klassischerweise treffen sich die Mitglieder von HAMBURG PRIDE E. V. im Oktober zur Mitgliederversammlung. Die diesjährige wurde mit besonderer Spannung erwartet, denn es sollte auch um die letzten Schritte der Neustrukturierung gehen. Außerdem standen Vorstandswahlen an. Wir fragten bei Dr. Lars Peters (1. Vorsitzender) und Marc-Pierre Hoeft (Pressesprecher) nach. •ck

LARS, DU WURDEST FÜR WEITERE ZWEI JAHRE IN DEN VEREINSVORSTAND GEWÄHLT. WIE HAST DU DICH BEZÜGLICH DEINER BETEILIGUNGEN AN DER AHOI EVENTS GMBH & CO. KG ENTSCHIEDEN?

Voraussetzung für meine erneute Kandidatur war der Verkauf meiner Beteiligung an der AHOI Events GmbH & Co. KG. Damit habe ich der Mitgliederentscheidung entsprochen, dass Vorstandsmitglieder keine Anteile an den vom Verein beauftragten Unternehmen halten dürfen. Ich hätte mir die gesamte Diskussion um das neue Vereinskonstrukt einfacher machen können, indem ich diese Entscheidung früher bekannt gegeben hätte. Gleichzeitig wollte ich, dass die Mitglieder den Vorstandsvorschlag für die Trennung von Verein und Agentur intensiv hinterfragen und ihm zustimmen, auch wenn sie hätten annehmen können, dass ich dies zu meinem persönlichen Vorteil tue. Dadurch haben wir nun ein Konstrukt, hinter dem die Mitglieder wirklich stehen. Dass ich nach dieser schwierigen Phase erneut zum Ersten Vorsitzenden gewählt wurde, sehe ich als großen Vertrauensbeweis in meine Person und als Anerkennung meiner Arbeit für den Verein.

KANNST DU DENN DIE KRITIK BEZÜGLICH DER VERQUICKUNG VON TÄTIGKEIT ALS EHRENAMTLICHES VORSTANDSMITGLIED UND GESELLSCHAFTER EINER GMBH NACHVOLLZIEHEN, DIE VON NICHT WENIGEN GEÄUßERT WURDE?

Ich kann den Wunsch der Mitglieder nach mehr Transparenz verstehen. Die konkrete Kritik an mir und den anderen Vorstandsmitgliedern mit einer Beteiligung an der AHOI Events GmbH & Co. KG jedoch nicht. Denn: Es waren die Mitglieder selbst, die bei einer Versammlung im Jahr 2005 genau für dieses Modell gestimmt hatten. Ich war damals noch nicht einmal im Vorstand, sondern hatte ein paar Monate zuvor im Rahmen der CSD-Rettung spontan die Paradeleitung übernommen. Vor diesem Hintergrund habe ich auch wenig Verständnis dafür, dass und vor allem in welcher Form ich von einigen Mitgliedern angegangen worden bin. Den Wunsch nach mehr Transparenz hat der Vorstand aufgenommen und nach sehr intensiver Diskussion nun auch ein Modell für die Zukunft gefunden, das zum 1. Januar 2014 in Kraft tritt. Mein Anliegen ist es jetzt, den Verein wieder in ruhigere Fahrwasser zu bringen und nach wie vor die bestmögliche Arbeit für die Community zu leisten.

FAIRERWEISE SOLL HIER AUCH ERWÄHNT SEIN, DASS DU SOZUSAGEN NUR STELLVERTRETEND IM KREUZFEUER DER KRITIK STEHST, WEIL DU IM GEGENSATZ ZU ANDEREN EHEMALIGEN VORSTANDSMITGLIEDERN (ROLAND ROTERMUND, CLAUDIA KIESEL) WEITER AKTIV LEITENDE VERANTWORTUNG SOWOHL FÜR DIE GESCHICKE DES VEREINS ALS AUCH FÜR DIE AGENTUR ÜBERNOMMEN HAST. ZU DER ZEIT, ALS DAS NUN BEENDETE KONSTRUKT AUS VEREIN UND AGENTUR GEGRÜNDET WURDE, KONNTET WAHRSCHEINLICH NICHT MAL IHR ALS INITIATOREN ABSEHEN, WIE ERFOLGREICH DAS PROJEKT WIRD. WIE IST DENN DEINE GANZ PERSÖNLICHE BILANZ DIESER ZEIT? WO STEHT HAMBURG PRIDE E. V. HEUTE, WIE SIEHST DU DIE ZUKUNFT VON DEUTSCHLANDS GRÖßTEM PRIDE-VEREIN?

Noch einmal zur Klarstellung: Ich war kein Initiator des alten Vereinskonstrukts und auch kein Vorstandsmitglied. Zum Erfolg: Das Konstrukt allein war kein Selbstläufer. Die wirtschaftliche Komponente hat uns aber gerade in Zeiten, in denen es nicht gut lief, gezwungen, die Zähne zusammenzubeißen und Lösungen zu finden. Das Engagement der Vorstandsmitglieder und der Agentur für die Sache war dabei extrem wichtig. Mit dem Erreichten bin ich in der Tat sehr zufrieden: Der HAMBURG PRIDE ist eine erfolgreiche Veranstaltung mit allen Komponenten von Politik bis Feiern. Wir haben weitere Events, und seit diesem Jahr können wir sogar mit unserem Förderprogramm „supported by“ andere Community-Initiativen unterstützen. Nun muss das neue Konstrukt zeigen, dass auch damit diese Erfolge möglich sind. Ein Selbstläufer – so viel kann man heute bereits sagen – ist das nämlich auch nicht.

MARC-PIERRE, WIE IST DENN JETZT KONKRET DIE SACHLAGE NACH DER MITGLIEDERVERSAMMLUNG? WIE SIEHT DER NEUE VORSTAND AUS? WAS VERÄNDERT SICH?

Wir haben uns bei der Mitgliederversammlung am 17. Oktober von zwei guten und langjährigen Vorstandsmitgliedern verabschiedet. Sowohl Mark Terence Jones, der in den vergangenen acht Jahren im Vorstand und zuletzt für den Bereich Public Affairs zuständig war, als auch Anett Gilles, die seit 2007 den Bereich der Mitgliederbetreuung übernommen hatte, sind auf eigenen Wunsch aus dem Vorstand ausgeschieden. Nichtsdestotrotz stehen beide dem Verein weiterhin beratend und als aktive Mitglieder zur Seite. Den Bereich Public Affairs übernimmt nun Stefan Mielchen, der den Verein bereits seit vielen Jahren unterstützt und unter anderem mehrfach das Pride Magazin verantwortet hat. Nachfolger von Anett wird Maunel Ehrich. Manuel übergibt somit nach zwei Jahren seine Vorstandsposition für den Bereich Parade an Jan Ole Sültz. Auch Jan Ole stand dem Verein in den vergangenen Jahren als aktives Mitglied zur Seite und repräsentierte uns unter anderem beim PRAGUE PRIDE. Mit der Wiederwahl von Dr. Lars Peters als Ersten Vorsitzenden wird der Vorstand durch Ilka Kass (Zweite Vorsitzende), Carola Ebhardt (Vorstand Finanzen) und mir (Vorstand Presse- und Öffentlichkeitsarbeit) komplettiert. Wir möchten uns an dieser Stelle noch einmal herzlichst für das Engagement von Mark Terence und Anett bedanken und freuen uns gleichzeitig auf die Zusammenarbeit mit Stefan und Jan Ole.

KÖNNT IHR UNS EINEN EINBLICK IN DIE PLANUNGEN FÜR 2014 GEBEN? GIBT ES SCHON ETWAS, AUF DAS SICH HINNERK LESER BESONDERS FREUEN KÖNNEN?

Natürlich steht das Datum der PRIDE WEEK schon fest: Diese findet vom 26. Juli bis zum 3. August 2014 statt. Ein Höhepunkt ist dabei die Parade durch die Hamburger Innenstadt am 2. August. Jedoch werden wir schon viel früher aktiv werden müssen: Die Olympischen Winterspiele in Russland stehen vor der Tür. Gemeinsam mit anderen CSD- und PRIDE-Organisationen wie auch mit Vereinsmitgliedern konzipieren wir aktuell Maßnahmen, die die Bürger- und Menschenrechte in Russland erneut in den öffentlichen Fokus rücken. Darüber hinaus werden wir uns für die Fortführung der Kooperationen mit Kopenhagen und Prag einsetzen. Sicherlich wird 2014 auch die Städtepartnerschaft von Hamburg und St. Petersburg für uns und die Zusammenarbeit mit der russischen Millionenmetropole eine tragende Rolle einnehmen.

Internet: WWW.HAMBURG-PRIDE.DE

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