NACHGEFRAGT - WER LESEN KANN…

…ist klar im Vorteil. Diese Binsenweisheit hätten sich das BKA und die Hamburger Staatsanwaltschaft zu eigen machen sollen, bevor sie die Verleger des Männerschwarm Verlages und den Autor Fabian Kaden wegen des Buches „Murats Traum“ fast anderthalb Jahre unter den Verdacht der Verbreitung kinderpornografischer Schriften gestellt haben. Jetzt ist der Fall vom Tisch und wir fragen bei Verleger Detlef Grumbach nach.

DU KRITISIERST DIE STAATSANWALTSCHAFT, WEIL SIE OFFENSICHTLICH ÜBER EIN JAHR LANG KEINEN BLICK IN DAS VON EINEM LESER ANGEZEIGTE BUCH GEWORFEN HAT?

Fabian Kaden ist ein Meister der erotischen Literatur. Er reiht nicht nur „geile Stellen“ aneinander, sondern er erzählt psychologisch gut entwickelte Geschichten. „Murats Traum“ handelt von zwei jungen Erwachsenen, die beides suchen: Freundschaft und Sex. In der Strafanzeige wird eine einzige „Stelle“ zitiert. Knapp zwei Seiten. Da kommt auch ein Junge drin vor. Wer das ganze Buch liest, muss sagen, das ist Literatur – im Sinne von Kunst. Kunst ist keine Pornografie – im Sinne des Strafrechts. Das hat im Februar 2009 eine Richterin so festgestellt. Das hätte auch schon im Sommer 2007 geschehen können. Und müssen!

WAS HAT DIESE ZEIT DES SCHWEBENDEN VERFAHRENS FÜR EUCH BEDEUTET?

Man fragt sich schon, ob man was falsch gemacht hat. Hatten wir aber nicht. Wenn’s so lange dauert, fragt man sich: Merken die das nicht? Warum nicht? Man wird nervös. Verknacken die dich am Ende trotzdem? Gibt das Knast? Was kosten die Anwälte? Was sagen die Nachbarn, wenn das in der Zeitung steht?

BLEIBT IHR DEM THEMA „ERWACHSENWERDEN“ TREU?

Die Entdeckung der Sexualität mit allen Ängsten und Lüsten ist eine faszinierende Zeit im Leben und ein großes Thema der Literatur. Wenn es interessant und gut geschrieben ist. Denk doch mal an Ulf Erdmann Zieglers „Wilde Wiesen“, an André Gides „Ringeltaube“, an was weiß ich nicht alles. Dazu reicht der Platz hier nicht mal. •ck

Internet: WWW.MAENNERSCHWARM.DE

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