NACHGEFRAGT – INNERPARTEILICHER DIALOG?

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Der Streit um die Vorgehensweise der LSU und ihrer Mitglieder beziehungsweise des Vorstandes mit den schwulenfeindlichen Äußerungen einiger CDU/CSU-Politiker geht weiter. Nach Geschäftsführer Ronny Pohle, der den Stein ins Rollen brachte, fragten wir bei Pressesprecher Christian Röbcke nach, wie der andere Teil des Vorstandes der LSU denn nun in den Dialog treten will/ getreten ist. •ck

SIE UNTERSTÜTZEN IHREN BUNDESGESCHÄFTSFÜHRER „NICHT FORMELL“ BEI SEINEN PRIVATEN ANSTRENGUNGEN DEN MENSCHENVERACHTENDEN AUSSAGEN DES HERRN GOPPEL WIRKSAM ZU BEGEGNEN. WARUM NICHT?

Wir unterstützend das Vorgehen von Ronny deswegen nicht, weil es sich unserer Meinung nach gehört, dass man sich unter Parteimitgliedern erst einmal selbst zusammensetzt und schaut, ob es sich um Missverständnisse, verkürzte Wiedergaben oder Ähnliches handelt, oder ob man inhaltlich nicht doch irgendwo einen Konsens finden kann. Das machen wir auf jeder Ebene so. Also sollte es doch auch hier selbstverständlich sein, dass man mal kurz den Hörer in die Hand nimmt und die Nummer des Parteikollegen wählt, um seinen Unmut Luft zu machen, bevor man weitere Schritte unternimmt. Die CDU ist eine Volkspartei. Da liegen die Ansichten sehr häufig auseinander. Das ist nicht anders zwischen Wirtschaftsflügel und Arbeitnehmerschaft. Und obwohl die Meinungsäußerungen manchmal haarsträubend, oder, wie in diesem Fall, diskriminierend sind, sollte man den persönlichen Kontakt suchen. Die LSU-Mitglieder sind ja gleichzeitig auch CDU- oder CSU-Mitglieder. Dass heißt, wir identifizieren uns mit der Organisation der Mutterparteien durchaus, auch wenn wir in der Frage der Gleichstellung auseinander klaffen. Das müssen wir innerhalb der CDU/CSU klar machen, wenn unsere Anliegen in der Regierungskoalition ernst genommen werden sollen. Deswegen suchen wir den Dialog. Inhaltlich teilen wir die Kritik und machen diese ebenso scharf bei Herrn Goppel deutlich. Aber im gemeinsamen Gespräch, nicht in den Medien.

DIE AUSSAGEN VON FRAU REICHE SIND SCHON ÜBER EINE WOCHE GESPRÄCHSTHEMA, HERR GOPPEL ZOG NACH. WIE SIEHT DENN EIN „INNERPARTEILICHER“ DIALOG AUS, WENN DOCH REICHE UND GOPPEL GERADE DIE ÖFFENTLICHE FORM DER ÄUSSERUNG ÜBER DIE MEDIEN GEWÄHLT HABEN?

Frau Reiche hatte gleich nach Erscheinen ihrer Äußerungen einen Brief von Alexander Vogt von uns in der Post. Mit deutlichen Worten und mit einem Gesprächsangebot. Das Gespräch steht noch aus. Außerdem hat Alexander die Handy-Nummer von Herrn Goppel. Und diese nutzt er auch. Eine mediale Auseinandersetzung führt nur zu immer weiteren Verkrampfungen und Missverständnissen. Nur weil andere die Profilierung über die Medien brauchen, glauben wir nicht an diese Strategie.

SOLLTE HERR POHLE ALS PRIVATPERSON ALSO ABWARTEN, BIS SICH LSU-SPITZE UND REICHE UND GOPPEL ZUSAMMENSETZEN? GLAUBEN SIE, DIES IST IN ZEITEN VON SOCIAL MEDIA UND VERNETZUNG ANGEBRACHT, WENN DIE „GEGENSEITE“ DOCH AUF SCHNELLE UND POPULISTISCHE MEINUNGSVERBREITUNG SETZT UND MEINES ERACHTENS WENIG INTERESSE ZEIGT, MIT „BETROFFENEN“ (WIE SCHWULEN MEDIEN) ZU SPRECHEN?

Herr Pohle kann als Privatperson natürlich Anzeige erstatten. Aber das muss er nicht notwendiger Weise über die Medien verlautbaren. Was seines Erachtens privat ist, wird mit der Veröffentlichung immer mit seiner Funktion als LSU-Geschäftsführer in Verbindung gebracht. Wenn er eine private Initiative anstößt, kann sie ja auch privat bleiben. Für den parteiinternen Dialog war das sicherlich weniger förderlich. Aber das weiß Ronny Pohle auch und wir sprechen intern auch über solche Vorgehensweisen.

Im Übrigen hatten wir es auch schon mit anderen Parteimitgliedern zu tun, die Berührungsängste hatten und sich stattdessen lauthals gegen die Gleichstellung äußerten. Nach einem persönlichen Treffen ändert sich das meist. Außerdem haben wir die Erfahrung gemacht, dass sich die Hardliner, die besonders extreme Äußerungen machen, eher selbst diskreditieren. Nicht nur in der Community, sondern auch unter Parteikollegen. Die Mehrheit der Union - man mag es nicht glauben - ist nämlich eher moderat.

Für Facebook, Twitter und Co. bedeutet der schnelle Austausch von Nachrichten also folglich, je schneller sich diese Menschen medial äußern, desto schneller schießen sie sich ins Abseits. Deswegen können wir in der Außendarstellung durchaus gelassener reagieren.

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