WIE TOLERANT IST DEUTSCHLAND?
Der Fernsehsender RTL beauftragte das Meinungsforschungsinstitut forsa mit einer Umfrage zur Toleranz gegenüber queeren Lebensweisen. Die Ergebnisse machen einerseits Mut, andererseits zeigen sie auch auf, dass Coming-out und öffentliche Diskussion sowie Aufklärung an Schulen weiter gehen müssen.
65 Prozent der Deutschen wünschen sich eine vollständige Gleichstellung Homosexueller inklusive Öffnung der Ehe und Adoptionsrecht. 82 Prozent der Eltern würden ihre Kinder unterstützen, wenn diese homosexuell sind. Letztere Zahl führt die aktuelle Diskussion über den Bildungsplan in Baden-Württemberg fast ad absurdum, denn die Berichterstattung über Kirchenwortmeldungen und eine dem rechten Rand zuzuordnende aber höchst erfolgreiche Petition gegen den Plan, der Aufklärung über sexuelle Vielfalt fächerübergreifend vorsieht, zeichnet ein anderes wohl verzerrtes Bild der Elternschaft.
Der LSVD kommentiert die Ergebnisse der Umfrage: Die Bürgerinnen und Bürger sind mehrheitlich respektvoll und aufgeschlossen. Gerade die positive Einstellung der Eltern gegenüber ihren homosexuellen Kindern zeigt den erfreulichen Wandel in der gesellschaftlichen Entwicklung. Die familiäre Unterstützung beim Coming-out ist sehr wichtig.
Gleichzeitig rufen die Zahlen dazu auf, in den Anstrengungen für eine moderne Gesellschaft nicht nachzulassen. Immerhin hat noch ein Drittel der Menschen Vorbehalte. Jeder Dritte in der Schulklasse, jeder Dritte am Arbeitsplatz und in der Öffentlichkeit betrachtet Homosexuelle als Menschen mit minderen Rechten. Da liegen die Ursache für Tabus und Ängste. Homophobie spielt sich in den Köpfen ab. Deshalb sind Bildungsprogramme, wie die in Baden-Württemberg so wichtig. Nur wer schon in jungen Jahren über die Vielfalt der Gesellschaft informiert wird, entgeht einer engstirnigen und homophoben Einstellung gegenüber den anderen. Auch das wird von der Bevölkerung mehrheitlich unterstützt: 63% sind dafür, dass die Rechte von Homosexuellen Thema des Schulunterrichts sind." ck/LSVD