ÜBER 200.000 ZUSCHAUER BEIM CSD IN STUTTGART

Über 200 000 Zuschauer haben am Wochenende in Stuttgart die Polit-Parade des Christopher Street Day (CSD) verfolgt. Sonntagnacht sollte der CSD mit einem Benefizstraßenfest der Aidshilfe in der Innenstadt enden, das bereits am Samstag begonnen hatte und laut Veranstalter ebenfalls sehr gut besucht war. Die Veranstalter werteten die Parade als die bislang größte in Stuttgart.

Der Stuttgarter CSD gilt als die drittgrößte schwul-lesbische Veranstaltung in Deutschland.

Die Parade, die am Samstag unter dem Motto „schön wär's“ stattfand, bildete den Höhepunkt der am vorvergangenen Samstag gestarteten Woche mit 90 Veranstaltungen. Zu der mittlerweile elften Parade zogen knapp 3000 Teilnehmer in 62 Paradegruppen größtenteils verkleidet mit bunten Kostümen durch die Straßen. Auf Transparenten waren Slogans wie „Homo-Ehe = Hetero-Ehe - schön wär's“, „Alle werden gleich behandelt - schön wär's“ oder „Keine Heirat zweiter Klasse“ zu lesen.

Bei der politischen Abschlusskundgebung fand CSD-Organisator Christoph Michl deutliche Worte an die Adresse der Landesregierung: Ministerpräsident Stefan Mappus (CDU) müsse endlich Landesvater aller Baden-Württemberger sein, nicht nur der Heterosexuellen. Mappus ignoriere Schwule und Lesben schneidender als dies sein Vorgänger Günther Oettinger (CDU) getan habe, sagte er.

Baden-Württemberg hinke bei der Gleichstellung hinter anderen Bundesländern hinterher. Das Land müsse sich endlich für eine Abschaffung der Länderöffnungsklausel und für eine bundesweite Vereinheitlichung der Regelungen für Ehe- und Lebenspartnerschaften einsetzen. Gebühren zur Eintragung von Lebenspartnerschaften könnten damit für Homosexuelle nicht mehr höher ausfallen als bei heterosexuellen Paaren. Auch müssten für homosexuelle Ehen endlich die Standesämter zuständig sein. Zudem müsse die Diskriminierung im Staatsdienst beendet werden. Beamte, die eine homosexuelle Partnerschaft eingingen, hätten nach wie vor nicht das Anrecht auf einen Familien- oder Sonderzuschlag wie verheiratete heterosexuelle Kollegen. Zudem werde das Leid im Dritten Reich verfolgter homosexueller Männer an keinem Gedenkort im Land erwähnt.

Am Rande der Parade hatten wie bereits in den vergangenen drei Jahren einige Mitglieder der konservativen Piusbruderschaft gegen die Veranstaltung protestiert. Im vergangenen Jahr hatten Veranstalter des CSD die Piusbruderschaft wegen Volksverhetzung angezeigt. In ihrem Aufruf hatten die Mitglieder der Bruderschaft den Kampf gegen den CSD mit dem Widerstand der Katholiken gegen die Nationalsozialisten verglichen. Die baden-württembergischen Grünen forderten anlässlich des Umzugs von Ministerpräsident Mappus eine unmissverständliche Verurteilung von homophobem Gedankengut. Auch müsse die Landesregierung ihre diskriminierende Politik gegenüber Homosexuellen beenden, sagte Landesvorsitzender Chris Kühn. Mappus habe sich in der Vergangenheit wiederholt abwertend gegenüber Lesben und Schwulen geäußert - etwa als er den CSD als „frivole, karnevaleske Zurschaustellung sexueller Neigungen“ bezeichnet habe.

Es sei ein „erschreckendes Signal weltfremder Engstirnigkeit“, dass sich die Landesregierung geweigert habe, ein Grußwort zum diesjährigen Christopher Street Day in Stuttgart zu schreiben. Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) hatte sich als Schirmherrin des Stuttgarter CSD in einem Grußwort dafür ausgesprochen, gleichgeschlechtliche Paare müssten bei der Adoption von Kindern die gleichen Rechte haben wie alle anderen Paare auch.

Internet: WWW.CSD-STUTTGART.DE

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