Queere Verbände in Aserbaidschan melden homophobe Verfolgungswelle

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Nach einer homophoben Verfolgungswelle durch die Polizei in Aserbaidschan im Herbst 2017 schlagen Aktivisten in dem vorderasiatischen Land erneut Alarm. Eine Serie von Festnahmen in der Hauptstadt Baku habe gezielt auf queere Sexarbeiter abgezielt.

Foto: Pixabay / Public_Domain_Photography

Insgesamt seien im Rahmen von Razzien in Baku seit dem 1. April 14 LGBTIQ* festgenommen worden, von denen bisher allerdings nur fünf identifiziert werden konnten. Von letzteren seien zwei wegen Rowdytums und drei wegen vorsätzlicher Widersetzung gegen die Polizeigewalt verurteilt worden. Es seien Geld- und Haftstrafen verhängt worden. Das berichtet das queere Aufklärungsbündnis Minority Azerbaijan unter Berufung auf Berichte von Betroffenen. Eine Meldung der Nachrichtenagentur Reuters berichtet derweil von vier Verhaftungen von Trans*-Sexworkern. Davon sei mindestens ein/e Betroffene/r von der Polizei gezielt in ein Hotel bestellt worden, wo die sofortige Abführung stattfand. 

Während das genaue Ausmaß und der Anlass der Verhaftungswelle noch unklar sind, erinnern Aktivisten und News-Dienste bereits an eine homophobe Verfolgungsoffensive aus dem September 2017, bei der mindestens 100 LGBTIQ* festgenommen und verurteilt worden waren. Im Rahmen der Verhaftungswelle war es zu Folter und brutalen Misshandlungen gekommen. Aserbaidschan war daraufhin unter anderem von den Vereinten Nationen gerügt worden (blu berichtete).

Gleichgeschlechtlicher Sex ist in Aserbaidschan seit dem Jahr 2000 offiziell nicht mehr strafbar, trotzdem leiden LGBTIQ* (insbesondere Trans*) in dem muslimisch geprägten Land unter ständiger Unterdrückung. Antidiskriminierungsgesetze gibt es nicht, gesellschaftlich sind Homosexuelle und Trans* weitgehend geächtet. Das führt dazu, dass viele LGBTIQ* an den Rand der Gesellschaft gedrängt werden und sich durch Prostitution über Wasser halten, die wiederum verboten ist. Die polizeilichen Verfolgungen konzentrierten sich 2017 somit auf SexarbeiterInnen, ein Muster, das auch die jüngsten gemeldeten Fälle aufweisen.

Die Aktivisten von Minority Azerbaijan hoffen, dass internationale Berichterstattung und Aufmerksamkeit zum Stopp der behördlichen LGBTIQ*-Hatz beiträgt.  

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