Aserbaidschans Politiker bedauern, „dass Hitler nicht alle Schwulen ausgelöscht hat“

by

In heimlich veröffentlichten Aufnahmen von Videokonferenzen Aserbaidschanischer Politiker positionieren diese sich klar gegen die Community. Gruselige Aussagen zeigen, wie tief Homophobie in den Oppositionsparteien des Landes verwurzelt ist. Nachdem die Aufnahmen öffentlich wurden, lösten sie jedoch einen Skandal aus und zwangen die Politiker zu einer Stellungnahme. 

Die Videos, die zwischen dem 13. und 17. Mai in sozialen Medien auftauchten, zeigen Zoom-Anrufe von führenden Politikern verschiedener Oppositionsparteien in Aserbaidschan. OC Media übersetzte die Unterhaltungen und offenbarte Erschreckendes: die Politiker hetzen darin gegen queere Menschen.

So warnte zum Beispiel Gultakin Hajibalyi, ehemalige Abgeordnete und aktuelles Mitglied des Koordinationszentrums des Nationalrates, vor einer Homo-Propaganda des Westens. Die Rechte sexueller Minderheiten und „unerwünschter Personen“ seien die oberste Priotität für den Westen, so Hajjbayli. 

Danach wandte sich das Gespräch einem offen schwulen Journalisten aus Aserbaidschan zu, Ismail Dschalilow. Dieser hatte die Politikerin im Vorfeld scharf kritisiert. In den Videos stimmten die anderen Hajibaylis Hass gegen den Journalisten zu. Rafik Manafli, Vorstandsmitglied der Partei der bürgerlichen Einheit, bezeichnete Dschalilow in der folgenden Unterhaltung als „männliche Hure“ und bedauerte, dass „Hitler zu seiner Zeit nicht alle Schwulen ausgelöscht hat“.

Danach hört man den Nationalrat Ganimat Zahid sagen: „Unsere Sitzung wird live übertragen, seien Sie vorsichtig“. Doch die Warnung kam – zum Glück – zu spät. Jemand, der Zugriff auf die Chats hatte, ließ das Filmmaterial auf Facebook durchsickern und löste damit in der Folge einen Skandal aus. Die Politiker waren gezwungen, Stellung zu beziehen. 


Ausreden und Ausflüchte

Jamil Hasanli, Vorsitzender des Nationalrats, war sich jedoch keiner Schuld bewusst. Stattdessen bezichtigte er den Unbekannten, der das Material der breiten Öffentlichkeit zugänglich machte, der Cyberkriminalität – seiner Meinung nach sei dafür entweder die aserbaidschanische Regierung oder der Staatssicherheitsdienst verantwortlich. 

Foto: facebook.com/gultakinhajibayli

Gultakin Hajibayli rechtfertigte sich gegenüber BBC Aserbaidschan am 14. Mai. Sie gab zwar zu, dass sie grobe und unhöfliche Worte benutzt habe, behauptete jedoch, diese hätten sich ausschließlich auf den Journalisten bezogen, der sie zuvor ebenfalls beleidigt habe. Für ihre Retourkutsche habe sie sich bereits bei ihm entschuldigt. Auf keinen Fall, so die Politikerin, wollte sie sexuelle Minderheiten beleidigen. 

"Falls jemand in Aserbaidschan, ein Mitglied einer sexuellen Minderheit, meine Aussagen auf sich bezogen hat, so ist das nicht richtig"

Der Politiker, der die Hitler-Aussage tätigte, entschuldigte sich jedoch nicht bei dem Journalisten. Rafik Manafli erklärte, er könne dessen demonstrative Förderung queerer Lebensweisen nicht akzeptieren. Allerdings räumte er ein, dass seine Aussage über die Ausrottung von Schwulen unangebracht und unglücklich formuliert gewesen seien. Na Mensch. 

Back to topbutton