„Ich war noch nie so verängstigt“: Erster Pride-Marsch im polnischen Białystok eskaliert in Gewalt

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Zum ersten Mal fand in der polnischen Stadt Białystok am Samstag ein Marsz Równości (Gleichstellungsmarsch) statt. Die Beteiligung war mit über 500 Teilnehmern hoch, der Widerstand aber umso heftiger. Gegner attackierten die Demonstranten mit Flaschen und Steinen.

Foto: instagram.com/szambur

Als „wichtigsten Gleichstellungsmarsch dieses Jahres“ bezeichnete Polens Pride-Botschafter Paweł Szamburski die allererste Pride-Demo in Białystok, der Hauptstadt der nordostpolnischen Woiwodschaft Podlachien. Nach der Parade, an der sich am Samstag über 500 Menschen beteiligten, schrieb Paweł auf seinem Instagram-Account, auf dem er seit Jahren seine Besuche von polnischen und internationalen CSDs dokumentiert, allerdings auch: „Ich war noch nie im Leben so verängstigt (...) Böller, faule Eier, Flaschen, Steine und hunderte von Menschen, die uns am liebsten verletzt hätten. (...) Ich bin verdammt stolz auf jeden Einzelnen, der trotzdem mit mir weiter demonstriert hat, und dass wir uns nicht haben einschüchtern lassen. Wir haben Geschichte geschrieben.“

 Pawełs Erfahrungen decken sich mit denen weiterer Teilnehmer sowie internationalen Medienberichten, die über die Veranstaltung veröffentlicht wurden. In den sozialen Netzwerken wimmelt es von Videos, in denen rechte und religiös motivierte Gegendemonstranten Stimmung gegen die LGBTIQ*-Demo machen. Der Protest war gleichermaßen von den Veranstaltern der Organisation Tęczowy Białystok (Regenbogen Białystok) wie von der Polizei erwartet worden. Während erstere schon vor der Demo eine lange Liste von Sicherheitshinweisen für die Teilnehmer bei Facebook gepostet hatten, schirmte die Polizei den Gleichstellungsmarsch mit großem Aufgebot ab. Als die Gegendemonstranten anfingen, Flaschen und Steine zu schmeißen und Paradenteilnehmer tätlich anzugreifen, setzten die Beamten Tränengas ein. 

Trotzdem wurde die drei Kilometer lange Pride-Strecke von den Gleichstellungsdemonstranten in Gänze abgelaufen. Am Ende posteten die Tęczowy Białystok-AktivistInnen bei Facebook eine Regenbogengrafik mit dem erleichterten Kommentar: „Przeszliśmy“ (sinngemäß „Wir sind durch“ oder „Wir haben es durchgezogen“). Die Debatte über die erbitterten Kämpfe zwischen LGBTIQ*-Aufklärern und ihren Gegnern in Polen dürften allerdings noch lange nicht „durch“ sein. Auch deshalb, weil die Wochenzeitung Gazeta Polska in der kommenden Woche Aufkleber zur Markierung „LGBT-freier Zonen“ ausgeben will (blu berichtete).

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