Georgiens erster Pride startet mit Morddrohungen und Behördenschelte

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Trotz massiver Proteste von orthodoxen und ultrarechten LGBTIQ*-Gegnern sowie Todesdrohungen gegen die Organisatoren des „Tiblisi Pride“, hat Georgiens Queer-Community friedlich die sechstägigen Feierlichkeiten des ersten Hauptstadt-CSDs gestartet. Die Aktivisten sehen in der Veranstaltung einen „Test für Georgiens Demokratie“ und rufen zur Solidarität auf.

Foto: facebook.com/TiflisPride

In Georgien ist es trauriger Alltag, dass konservative, religiöse und rechtsradikale Gruppen gegen LGBTIQ* Stimmung machen und Solidaritätsbekundungen mit der Queer-Community mit massiven Protesten beantworten. Ein eindrückliches Beispiel für die feindliche Stimmung in dem eurasischen Land war die Kontroverse um Nationalfußballer Guram Kashia im Herbst 2017, nachdem der George bei einem Spiel seines damaligen Vereins Arnhem Vitesse eine Regenbogen-Armbinde getragen hatte (blu berichtete). Trotzdem hat sich in den letzten Jahren eine kleine LGBTIQ*-Bewegung formiert, die vom 18. bis 23. Juni in der ersten „Tiblisi Pride“-Woche in der Hauptstadt Tiflis gipfelt. 

Seit der Ankündigung des „Tiblisi Pride“ im Februar machen orthodoxe und ultrarechte Gruppierungen massiv Stimmung gegen die Veranstaltung. Die aufgeheizte Atmosphäre führte unter anderem zu gewaltsamen Zusammenstößen zwischen LGBTIQ* und ihren Gegner bei einer Pride-Kundgebung zum Internationalen Tag gegen Homophobie, Transphobie und Biphobie am 17. Mai. Ende Mai kündigte das Innenministerium an, es könne die Sicherheit der für den 23. Juni geplanten „Tiblisi Pride“-Demo nicht gewährleisten. Die queeren Aktivisten ließen sich damit nicht abfertigen. Sie warfen der Regierung öffentlich vor, LGBTIQ* zu unterdrücken, statt gegen gewaltbereite Aggressoren vorzugehen.

Am 14. Juni rief die Georgische Orthodoxe Kirche in einem Schreiben an die Regierung auf, den Pride-Marsch am 23. Juni „nicht zu erlauben“, weil er „völlig inakzeptabel“ sei und zu „sodomitischen Sünden“ aufrufe. Die Pride-Organisatoren reagierten noch am gleichen Tag mit einer Kundgebung vor dem Parlament, bei der sie von den Politikern mit „Kommt raus für Solidarität“-Bannern Unterstützung einforderten. Auch bei dieser Veranstaltung kam es zu gewaltsamen Ausschreitungen, bei denen neun homophobe Gegendemonstranten festgenommen wurden. In den Tagen danach folgten weitere Gewaltakte sowie Morddrohungen, die in der Zentrale der „Tiblisi Pride“-Organisatoren eingingen.

Während sich infolge der Vorfälle 14 Bürgerrechtsgruppen mit den Pride-Machern solidarisierten und in einem öffentlichen Schreiben vom 18. Juni Ermittlungen und Schutzmaßnahmen von der Regierung forderten, ruft das „Tiblisi Pride“-Komitee die Welt zu Solidaritätsbekundungen in den sozialen Medien auf: „Lasst uns dem Staat und den gewaltbereiten Gruppen zeigen, dass wir viele sind und dass sie uns nicht drohen können“, heißt es in einem Facebook-Post vom Mittwoch. Mittwochabend begann das Programm des „Tiblisi Pride“ mit dem Theaterabend „Kaukasische Metamorphose“. Der Abend verlief friedlich mit rund 100 Besuchern. 

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