Nach Geschlecht getrennt: Trans*-feindliche Ausgangssperren in Lateinamerika

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In Peru und Panama dürfen Menschen aufgrund der Corona-Krise nur noch nach Geschlecht getrennt die Wohnungen verlassen – Frauen und Männer jeweils an drei Tagen pro Woche. Das stellt transgeschlechtliche und nicht-binäre Menschen vor große Herausforderungen und Ängste. Aus Panama gibt es bereits entsprechende Fälle zu berichten, in denen Mitglieder der Trans*-Community zu Geldstrafen verurteilt wurden.

Um die Ausbreitung des COVID-19-Virus einzudämmen, gab der peruanische Präsident Martin Vizcarra am Donnerstag bekannt, eine neue Maßnahme zu ergreifen: Männer dürfen nur noch montags, mittwochs und freitags ihre Wohnungen verlassen – Frauen dienstags, donnerstags und samstags. Am Sonntag soll eine generelle Ausgangssperre herrschen.

Die Maßnahme ist eine Ergänzung zu den generellen Beschränkungen, die bereits am 15. März in Kraft traten und bis zum 12. April gelten sollen. Diese brachten laut Vizcarra nicht den erwünschten Erfolg. Die Geschlechtertrennung soll nun darauf abzielen, die Zahl der Menschen, die gleichzeitig in der Öffentlichkeit unterwegs sind, um die Hälfte zu reduzieren. In Panama trat am Mittwoch eine ähnliche Beschränkung in Kraft, die für 15 Tage gelten soll.

Vizcarra betonte, dass die Sicherheitskräfte und Polizisten, die mit der Überwachung der Straßen beauftragt sind, aufgefordert wurden, die geschlechtliche Identität von queeren Menschen zu respektieren und keine homo- oder transphobe Haltung einzunehmen.

Das genügte jedoch nicht, um die Angst vor ungewollten Outings, Bloßstellung und Geldbußen in der Community einzudämmen. Cristian Gonzalez Cabrera von der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch sagte gegenüber der Nachrichtenagentur Thomson Reuters, die Bestimmungen würden Menschen ausschließen. Genauer:

„Die Maßnahmen hissen rote Flaggen für Transgender, die nicht unbedingt in die von der Gesellschaft akzeptierten traditionellen Geschlechter-Kategorien von Männern und Frauen fallen.“


Trans*-Frau in Panama bekommt Geldstrafe

Zu der Angst, sich in der Öffentlichkeit vor fremden Menschen oder Polizisten rechtfertigen und erklären zu müssen, kommt auch noch die Angst vor Geldstrafen. Mindestens vier Personen seien bereits von Menschen oder der Polizei des Landes schikaniert und befragt worden, erklärte Venus Tejada, eine Transgender-Rechtsaktivistin aus Panama. Sie erklärte ihren Unmut über die Situation:

"Ich bin besorgt über den Grad des Missbrauchs und der Verwundbarkeit, den Trans*-Männer und -Frauen im Moment durchmachen. Wir sind zurück in die Zeit von Adam und Eva gegangen, wo es nur Mann und Frau gab und sonst nichts."

Unter den Betroffenen ist auch Barbara Delgado, eine Trans*-Frau aus Panama. Ihr wurde aufgrund der neuen Ausgangsbeschränkungen von Polizisten eine Geldbuße aufgezwungen. Gegenüber Thomson Reuters sagte sie, sie habe sich schrecklich gefühlt – emotional und psychisch gebrochen. Seit dem Vorfall habe sie Angst davor, das Haus zu verlassen. 

Die Stellung der Trans*-Community in den Ländern ist ohnehin schwierig. In Panama können Menschen erst seit 2006 ihr Geschlecht auf Ausweisen und Geburtsurkunden angleichen lassen – unter der Voraussetzung, dass sie sich entsprechenden Operationen unterzogen haben. In Peru ist der Vorgang ohne Operationszwang möglich – aber erst seit 2016. Zwei Jahre zuvor urteilte das Verfassungsgericht noch, das Geschlecht hänge lediglich von den Chromosomen ab und entsprechende Einträge könnten nachträglich nicht geändert werden. 

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