PERU: Im Land des Regenbogens

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Ob auf den Spuren der Inkas, in den Szeneklubs von Lima oder während eines Spaziergangs durch die koloniale Altstadt von Cusco – im Andenstaat Peru gibt es jede Menge zu entdecken.

Foto: Dirk Baumgartl

Regenbogenflaggen, wohin man schaut. Wer sich in Peru in die einstige Inka-Hauptstadt Cusco begibt, wundert sich im ersten Moment über das überall sichtbare Symbol der LGBTIQ*-Bewegung. Erst bei genauerem Hinsehen fällt auf, dass sich die vor vielen öffentlichen Gebäuden und an Häusern wie Geschäften wehende Fahne durch einen zusätzlichen, hellblauen Streifen von der „Gay Pride“-Version unterscheidet. 1978 machte Cusco diese Version zur offiziellen Stadtflagge, die die kulturelle Vielfalt und den Stolz der indigenen Bevölkerung symbolisiert und sich auf das einstige Inkareich beruft. Eine erstmalige Verwendung fand die Flagge wohl Ende des 18. Jahrhunderts während eines Aufstandes peruanischer Andenbewohner gegen die spanische Kolonialmacht.

Foto: Dirk Baumgartl

Barock in den Anden

Die europäischen Eroberer unter Francisco Pizzare nahmen Cusco 1533 ein, ließen die Stadt aber weitgehend unberührt. Erst ein kurz darauf folgender Aufstand sowie ein großes Erdbeben im Jahr 1650 zerstörten einen Großteil der Gebäude, nicht aber die alten Grundmauern der einstigen Tempel und Paläste aus der Inkazeit. Auf diesen errichteten die spanischen Kolonialherren prächtige Kirchen und Klöster wie die barocke Kathedrale oder das Kloster Santo Domingo, in dessen Inneren sich das Inka-Sonnenheiligtum Coricancha befindet. Wer sich auf einen Spaziergang durch die zum UNESCO-Weltkulturerbe gehörende Altstadt begibt, sollte sich Zeit nehmen. Der Grundriss der Stadt hat sich seit der Inkazeit kaum verändert, neben den imposanten Kolonialbauten stößt man an vielen Ecken auf die aus großen Steinblöcken fugenlos gebauten Mauern – etwa in der „Gasse der sieben Schlangen“ oder an der Calle Hatunrumiyoc, an der man auf Mauerreste des Palastes des Herrschers Inca Roca stößt. Zudem sollte man seinem Körper genügen Zeit geben, sich an die über 3.400 Höhenmeter zu gewöhnen, auf denen sich Cusco befindet. Kopfschmerzen und Atembeschwerden sind bei Touristen keine Seltenheit. Vor allem das Trinken von aus Koka-Blättern gebrautem Tee soll gegen das Aufkommen von Beschwerden helfen, Apotheken vor Ort bieten zudem entsprechende Pillen zur Vorbeugung gegen Symptome der Höhenkrankheit an. Etwas oberhalb von Cusco befinden sich zudem die beeindruckenden Ruinen der Inka-Stätte Sacsayhuamán mit ihren gewaltigen Mauern und einem Kultplatz, auf dem jeweils am 24. Juni auch heute noch das Sonnenfest Inti Raymi gefeiert wird.

Foto: Dirk Baumgartl

Mystisches Machu Picchu

Cusco dient Perutouristen zudem als Ausgangspunkt für eine Reise zu der wohl bekanntesten Inkastätte des Landes. Die sagenumwobene Ruinenstadt Machu Picchu erreicht man ab Cusco entweder mit dem Zug oder zu Fuß im Rahmen einer geführten, viertägigen Wanderung über den Inka-Pfad, den täglich maximal 500 Personen begehen können. „Eine weniger überlaufene Route ist der Salkantay Trek, eine siebentägige Wanderung mit Übernachtungen in Lodges, auf der man 15 unterschiedliche Ökosysteme kennenlernt.“ Der schwule Peruaner Marco Arellano kennt sich aus. 2011 gründete er den ersten LGBTIQ*-Reiseveranstalter des Landes. Unter dem Namen LlamaTrip organisiert er verschiedene Touren durch Peru und Südamerika, etwa in den Regenwald, die Anden und die Hauptstadt Lima. Dabei arbeitet er mit Luxusmarken wie Belmond oder Inkaterra ebenso zusammen wie mit preiswerteren Budgetunterkünften. Für Machu Picchu empfiehlt der 43-jährige Reiseprofi einen Aufenthalt von zwei Tagen. Einen, um die mystische Ruinenanlage mit einem Führer zu besichtigen, und einen zweiten, um das weitläufige Areal auf eigene Faust zu erkunden oder einen der benachbarten Berge wie den Huayna Picchu zu besteigen.

Foto: Dirk Baumgartl

Auf dem Rückweg nach Cusco sollte man zudem einen Stopp im Tal des Urubamba-Flusses einplanen. Das Valle Sagrado („Heiliges Tal“) diente einst als Kornkammer der Inka. Auch hier finden sich beeindruckende Ruinen – etwa die der Festungen Ollantaytambo und Pisac oder die Terrassen von Moray und Chinchero. „Das etwas tiefer gelegene Valle Sagrado ist auch eine gute Alternative, um sich vor einem Besuch von Cusco zu akklimatisieren und erst nach dem Besuch von Machu Picchu die Kolonialstadt ins Programm zu nehmen“, so der Tipp von Marco.

Lima bei Tag und Nacht

Im Gegensatz zur Andenregion hat man in Lima kein Problem mit Kopfschmerzen aufgrund von Höhe. Die bekommt man dafür, wenn man in einer der zahlreichen Szeneklubs zu lange feiert. Wie in Lateinamerika üblich, beginnt das Nachtleben erst weit nach Mitternacht. Einen ersten Drink kann man beispielsweise im LGBTIQ*-freundlichen Bazar nehmen, eine trendige Bar, die in Limas Stadtteil Miraflores liegt. Hier wohnen zahlreiche Schwule und Lesben, und auch viele Hotels sind in der Gegend zu finden, die direkt an die Pazifikküste grenzt. Marcos Lieblingsklub befindet sich im Stadtteil San Borja. Im La Cueva treffen sich am Wochenende Schwule und Lesben jenseits der 30, die hier mit Dragshows und Go-go-Tänzern bis in den frühen Morgen abfeiern.

Foto: Dirk Baumgartl

Zu viel Zeit im Bett sollte man in Lima allerdings nicht verbringen, denn auch tagsüber gibt es in Perus Hauptstadt jede Menge zu erleben. Neben der imposanten Kathedrale inmitten der Altstadt und dem benachbarten Präsidentenpalast lohnt ein Besuch des aus dem 17. Jahrhundert stammenden Franziskanerklosters, in dessen Katakomben die aufgeschichteten Gebeine tausender Verstorbener ausgestellt sind. Kunstwerke aus der Prä-Inka-Zeit findet man im Museo Larco, einem Privatmuseum, das neben Keramiken und Goldschmuck vor allem mit homosexuellen Darstellungen auf Trinkgefäßen überrascht und beweist, dass Sex unter Männern im alten Peru offenbar kein Problem war. Die Politik im modernen Peru tut sich da offensichtlich schwerer – bis heute gibt es hier weder die Ehe für alle noch die Möglichkeit einer eingetragenen Lebenspartnerschaft. 

Foto: Dirk Baumgartl

INFO

www.peru.travel

HINKOMMEN

Die niederländische Fluggesellschaft KLM fliegt in der Regel täglich ab vielen deutschen Städten (darunter Berlin, München, Frankfurt, Hamburg, Stuttgart) über ihr Drehkreuz in Amsterdam nach Lima. Geflogen wird mit einer Boeing 777 mit Economy- und Business-Class. www.klm.de

Foto: belmond.com

HOTEL

Individueller Service und luxuriöse Zimmer zeichnen die Hotels der Marke Belmond aus. Gelegen in Limas angesagtem Stadtteil Miraflores, in Cuscos historischer Altstadt, am Ufer des Rio Sagrado oder direkt neben den Ruinen von Machu Picchu: Die Hotels garantieren besten Zugang zu Perus Sehenswürdigkeiten und arrangieren Ausflüge oder besondere Erlebnisse. www.belmond.com

TIPP

Der LGBT-Reisespezialist Llama Trip richtet sich besonders an Schwule und Lesben und bietet neben Touren durch die queere Szene Limas vor allem Kleingruppenreisen oder individuelle Reisepakete durch Peru und Südamerika an – darunter auch Trekkingtouren entlang des Inka-Trails, Kreuzfahrten auf dem Amazonas oder kulinarische Reisen von Lima über Cusco nach Arequipa. www.llamatrip.com

Foto: llamatrip.com

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