Ungarn: Museumsdirektor aufgrund Anti-LGBTIQ*-Gesetz entlassen

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Der Direktor des Ungarischen Nationalmuseums ist wegen eines Verstoßes gegen das Anti-LGBTIQ*-Gesetz der rechtsgerichteten Regierung unter Ministerpräsident Viktor Orban entlassen worden.

Foto: Attila Kisbenedek / AFP

Stein des Anstoßes war die Ausstellung zum renommierten World Press Photo Award 2023, die bis 5. November im Ungarischen Nationalmuseum in Budapest zu sehen war. Gezeigt wurden preisgekrönte Fotografien von 2023, darunter die Bilderserie „Home for the Golden Gays“ von Hannah Reyes Morales, die für die New York Times arbeitet. Die Fotos, die ihr HIER ansehen könnt, erzählen die Geschichte einer philippinischen Schwulengemeinschaft, die seit Jahrzehnten zusammenlebt und sich gegenseitig unterstützt – für eine Parlamentsabgeordnete der rechtsextremen Partei „Unsere Heimat“ unvereinbar mit dem 2021 verabschiedeten Gesetz, das die „Förderung“ von Homosexualität bei Minderjährigen unter Strafe stellt.

Das Gesetz, das „Werbung“ für Homo- und Transsexualität verbietet, stigmatisiert Homosexuelle und setzt sexuelle und geschlechtliche Vielfalt unter dem Vorwand des Kinderschutzes mit Pädophilie gleich. Die Europäische Kommission hat in dieser Angelegenheit ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Ungarn eingeleitet und Budapest vor dem Gerichtshof der EU verklagt (männer* berichtete).

Die Partei „Unsere Heimat“  beantragte ein Verbot, woraufhin das ungarische Kulturministerium den Direktor des Ungarischen Nationalmuseums László Simon anwies, Minderjährigen den Zutritt zur Ausstellung zu verweigern. Dieser widersetzte sich dem von der Regierung verhängten Verbot mit der Begründung, das Museum sei nicht befugt, die Ausweise der Besucher*innen zu verlangen.

Quelle: www.facebook.com/lsimonlaszlo

Dafür wurde Simon nun entlassen. Wie der ungarische Kulturminister János Csák gestern mitteilte, wurde der Vertrag mit sofortiger Wirkung beendet. Laut civilek.info soll Csák gesagt haben, dass Simon „unfähig sei, ein Anführer zu sein“, denn „wer den Gesetzen nicht gehorchen kann, ist ungeeignet“. „Jeder Staatsführer hat die Pflicht, die Gesetze umzusetzen“, so Csák.

Simon erklärte auf Facebook, er weise die „Idee zurück, dass unsere Kinder vor mir oder der Einrichtung, der ich vorstehe, beschützt werden müssen“. Er werde seine Entlassung nicht akzeptieren. Tragisch nur, dass Simon, ehemaliges Mitglied der Fidesz-Partei von Orban, 2021 selbst für das Gesetz gestimmt hatte. *AFP/sah

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