„Wir haben's geschafft!“: Nordirland bekommt Ehe für alle

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Im Parlament von Westminster wurde am Dienstag mit 383 Ja-Stimmen gegen 73 Nein-Stimmen beschlossen, die Ehe für alle in Nordirland einzuführen. Theoretisch heißt das, dass gleichgeschlechtliche Paare in Nordirland ab Oktober heiraten können. Voraussetzung ist allerdings, dass das derzeit suspendierte Parlament in Belfast sich innerhalb dieser Frist nicht neu formiert.

Foto: twitter.com/CiaranMoy

Der Held der Entscheidung von London ist der nordirische Abgeordnete Conor McGinn. Der Labour-Politiker setzt sich seit Jahren für die Ehe für alle in Nordirland ein und hatte vor einem Jahr einen Antrag im Parlament von Westminster eingebracht, der eine Gesetzesänderung zugunsten gleichgeschlechtlicher Ehen vorsah (blu berichtete). Am Dienstag wurde in London über den Entwurf abgestimmt. Die Abgeordneten votierten mit einer überwältigenden Mehrheit von 383 zu 73 für die nordirische Ehe für alle. Conor McGinn verkündete anschließend via Twitter „WE DID IT!“ („WIR HABEN'S GESCHAFFT!“). Seither wird er in den sozialen Medien gefeiert und sein Kollege Patrick Corrigan twitterte augenzwinkernd: „Conor McGinn wird seinen Pint in den Regenbogen-Bars von Süd Armagh (oder überall sonst in Nordirland) nie mehr selbst bezahlen müssen.“

Zu den Hintergründen: Während im Rest Großbritanniens die Ehe für alle bereits 2014 eingeführt wurde, ist Nordirland die letzte Region des Königreichs, in der keine gleichgeschlechtlichen Ehen möglich sind. In der Nordirland-Versammlung in Belfast wurde das Thema jahrelang kontrovers rauf und runter diskutiert, bis es nach Neuwahlen im Jahr 2017 (neben anderen Streitpunkten) zur Suspendierung des Parlaments führte. Weil sich die Ehe-für-alle-Gegner von der Democratic Unionist Party (DUP) partout nicht auf die von der Sinn Féin geforderte Ehe für alle einlassen wollten, platzte eine Regierungsbildung. Seitdem wird Nordirland von London aus regiert, wo bereits im Oktober zugunsten des Gesetzentwurfs von Conor McGinn abgestimmt worden war (blu berichtete).

Sollte bis 21. Oktober in Belfast keine Regierungsbildung zustande kommen, wovon derzeit auszugehen ist, tritt die Entscheidung von Dienstag nach drei Monaten automatisch in Kraft. Theoretisch könnten LGBTIQ*-Paare in Nordirland also bereits im Oktober heiraten. In der Praxis könnte die Gesetzesanpassung allerdings etwas mehr Zeit in Anspruch nehmen. 

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