Schwuler Premier spricht sich für Ehe für alle in Nordirland aus

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Bei den Verhandlungen über eine neue Regierung für Nordirland ist das Thema Ehe für alle ein Hauptstreitpunkt. Auch eine Entschuldigung bei schwulen Justizopfern wird gefordert. Irlands schwuler Premier Leo Varadkar ist bereit zu vermitteln. 

Foto: facebook.com/campaignforleo

Nachdem Nordirland seit einem Jahr keine handlungsfähige Regierung hinbekommt, lädt die im Januar berufene Staatssekretärin Karen Bradley ab heute in Belfast zu neuen Verhandlungen zwischen den fünf wichtigsten Landesparteien. Im Mittelpunkt des Interesses stehen die protestantischen Democratic Unionist Party (DUP) und die katholische Sinn Fein. Die beiden größten Parteien des Landes sind mehr oder weniger zu einer Koalition verdammt, denn seit 1998 ist in Nordirland ein Zusammenschluss von Katholiken und Protestanten die Bedingung für eine Regierungsbildung. Uneinig sind sich die Gruppierungen in vielen Punkten, darunter die Wiedervereinigung der irischen Teilstaaten, die Anerkennung einer Landessprache und die Ehe für alle. Karen Bradley profiliert sich als Konservative, hat aber seit ihrer Berufung zur Staatssekretärin mehrfach betont, dass sie persönlich für die Gleichstellung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare in Nordirland ist, nicht aber deren Verordnung durch London oder Dublin befürwortet. Will sagen: Nordirland soll erst eine Regierung bilden, die dann selbst das Ehegesetz ändert. Dass Bradley damit persönliche Verantwortung auf die Parteien abwälzt, brachte ihr bereits viel Kritik ein. 

Trotzdem bekommt Karen Bradley Zuspruch von Irlands Taoiseach (Premierminister) Leo Varadkar. Der offen schwule Politiker hat laut BBC seine Bereitschaft signalisiert, die Regierungsverhandlungen in Belfast zu unterstützen. In diesem Zusammenhang soll er auch geäußert haben, dass er keine Veranlassung sehe, warum die Ehe für alle in Großbritannien oder Irland Gültigkeit haben sollte, aber in Nordirland nicht. Allerdings rät auch er von einer Verordnung der Eheöffnung durch London oder Dublin ab. Derweil setzen LGBTIQ*-Aktivisten Karen Bradley weiterhin unter Druck, indem sie eine offizielle Entschuldigung für die Verurteilung von Homosexuellen, die bis 1981 für gleichgeschlechtlichen Sex verurteilt wurden.  

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