Weltweit Ehe für alle – über Zoom!

Während sexuelle Minderheiten in China unterdrückt werden, erlaubt der Mormonen-Landkreis Utah County ihnen, offiziell zu heiraten und ihre Liebe zu zelebrieren.

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Utah County ist zu einem Hochzeitsparadies für homosexuelle Paare geworden, die in ihren Heimatländern nicht offiziell heiraten können. Der Grund: Seit der Landkreis im US-amerikanischen Bundesstaat Utah während der Covid-19-Pandemie virtuelle Hochzeiten einführte, können internationale Paare ihre Ehe in Utah County online registrieren, da es im Bundesstaat Utah keine Staatsbürgerschaftsanforderungen für Heiratsurkunden gibt.

Foto: Utah County Marriage License Office

Seit dem Frühjahr 2020 haben Tausende internationale Paare über das digitale Heiratslizenzsystem des Landkreises geheiratet – darunter auch viele homosexuelle, obwohl Utah County, das größtenteils von Mitgliedern der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (Mormonen) bewohnt wird, sich eigentlich gegen die gleichgeschlechtliche Ehe ausspricht. 

Persönliche Überzeugungen sollten nicht dem Gesetz im Wege stehen, erklärte Landkreismitarbeiter Russ Rampton gegenüber The Washington Post. „Wenn Sie an die individuelle Freiheit glauben, ist die gleichgeschlechtliche Ehe eine natürliche Folge davon“, so Rampton, der auch als Hochzeitsplaner tätig ist.

„Liebe umfasst alle Nationen, Kulturen und Sprachen. Die gleichgeschlechtliche Ehe ist in den Vereinigten Staaten legal, also befolgen wir die Gesetze.“

In China beliebt

Für rund 100 US-Dollar können Paare, deren sexuelle Orientierung in ihrem Heimatland unterdrückt wird, offiziell heiraten und ihre Liebe zelebrieren. Bei LGBTIQ*-Paaren in Russland und den Philippinen, vor allem aber bei chinesischen Paaren sei die virtuelle Trauung in Utah County sehr beliebt, so Rampton. Laut Rest of World haben sich seit Einführung der virtuellen Ehe bereits über 200 homosexuelle Paare aus Festlandchina und Hongkong das virtuelle Ja-Wort gegeben.

Zu den bekanntesten Hongkongern, die virtuell in Utah County geheiratet haben, gehört der Hongkonger Ex-Abgeordnete Raymond Chan Chi-chuen. Chan war 2012 als Hongkongs erster offen schwuler Gesetzgeber bekannt geworden, bevor er 2020 zusammen mit 46 anderen demokratiefreundlichen Persönlichkeiten wegen „Verschwörung zur Untergrabung der Staatsmacht“ angeklagt wurde und mehr als ein halbes Jahr lang in Untersuchungshaft verbrachte. Nachdem er auf Kaution freigelassen wurde und sich aus der Politik zurückzog, ließen sich Raymond Chan und sein Partner Francis am 14. Dezember 2021 in Hongkong per Videokonferenz von einem Standesbeamten in Utah trauen.

Foto: Erica Yuen Mi Ming / facebook.com/ericayuen

Nicht anerkannt, aber von Vorteil

Für die LGBTIQ*-Community Chinas leistet der Landkreis Utah County einen wertvollen Dienst. Hongkong erkennt die gleichgeschlechtliche Ehe zwar nicht an, aber nach früheren Gerichtsurteilen erhalten homosexuelle Paare, die im Ausland verheiratet sind, einige der Rechte von heterosexuellen Ehepaaren, etwa Erbrechte und Visaerleichterungen. Auch in Steuererklärungen können sich Ehepartner*innen als verheiratet kennzeichnen. 

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