Gay Games „schmutzig“ und „schändlich“?

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Ein Abgeordneter des Legislativrats der Sonderverwaltungszone Hongkong fordert, die Gay Games 2022 in Hongkong zu boykottieren. Die Sportveranstaltung sei „schändlich“ und „entwürdigend“, Hongkong solle sich davon distanzieren, mit Veranstaltungen dieser Art „schmutziges Geld“ zu verdienen. 

Das erste Mal seit der Gründung der Gay Games im Jahr 1982 wird ein asiatisches Land die nächsten Gay Games ausrichten. Über 12.000 Teilnehmende und bis zu 75.000 Zuschauer*innen aus aller Welt werden im November 2022 in Hongkong erwartet, um in 36 Sportarten gegeneinander anzutreten. Die Stadt rechnet mit einem Umsatz von 1 Milliarde Hong Kong Dollar (HKD), umgerechnet rund 108 Millionen Euro.

Für Junius Ho, Mitglied des Legislativrats und dem Pro-Peking-Lager zugehörig, ist diese Milliarde „schmutziges Geld“. Hong Kong Free Press zufolge bezeichnete er die Gay Games als „schändlich“ und forderte, das „entwürdigende“ Sportereignis zu boykottieren. Man solle den Organisatoren der Gay Games keine Austragungsorte vermieten und auf gar keinen Fall sollen die Gay Games staatlich gefördert werden.

Foto: Miguel Candela / Anadolu Agency via AFP

Er respektiere „die sexuelle Orientierung“, sagte der 59-jährige, aber es sei „eine Sache, was Sie in Ihrem eigenen Zimmer tun, aber wenn Sie ausgehen und es in der Öffentlichkeit tun, ist es eine Schande“. 

„Der Punkt ist einfach, die Beamten sollten sich nicht einmischen, wenn die Zivilgesellschaft das tun will, ist es ihre Sache, [von der Regierung] ist es falsch, Geld in diese Sache zu stecken, und ich möchte nicht diese Art von schmutzigem Geld verdienen, egal, ob wir damit 1 Milliarde HKD verdienen.“

Unterstützung kommt von der Hongkonger Bevölkerung ...

Darüber hinaus behauptete Junius Ho, die Hongkonger Bevölkerung stünde der gleichgeschlechtlichen Ehe ablehnend gegenüber. Einer Umfrage der Chinese University of Hong Kong zufolge ist die Zustimmung für LGBTIQ*-Rechte unter der Hongkonger Bevölkerung so groß ist wie lange nicht (wir berichteten). 60 Prozent der Teilnehmenden gaben an, einem besseren Rechtsschutz gegen Diskriminierung für Menschen mit unterschiedlicher sexueller Orientierung gegenüber aufgeschlossen zu sein. Unter der jüngeren Generation war der Prozentsatz sogar noch höher: 80 Prozent der Hongkonger*innen zwischen 18 und 34 Jahren zeigen sich für LGBTIQ*-Rechte sensibilisiert und unterstützen den Schutz vor Diskriminierung und die Ehe für alle.

Auch LGBTIQ*-Aktivist und Organisator der Hong Kong Pride Parade Wylie Yeo betonte gegenüber Hong Kong Free Press: „Die Zivilgesellschaft ist wirklich unterstützend, die Bürger unterstützen LGBT wirklich“. „Wir hatten noch nie so viele Unternehmen, die den Pride Month unterstützen wie in diesem Jahr ... nur die Leute im Legislativrat haben keinen Bezug dazu ... sie sind diejenigen, die Hongkong spalten.“

„Was Hongkong mehr denn je braucht, ist Einheit und Vielfalt und genau das steht im Mittelpunkt unseres Handelns.“

... und von Staatschefin Carrie Lam

Hongkongs Staatschefin Carrie Lam ist ähnlicher Meinung. In einer Pressekonferenz am 15. Juni bekräftigte Lam die Bereitschaft der Regierung, dem Sportfest jede Unterstützung zukommen zu lassen, die notwendig ist. 

„Unsere Position zu den Gay Games ist, dass wir verstehen, dass der Zweck dieser Spiele darin besteht, Inklusion und Vielfalt zu fördern, also haben wir kein Problem mit dieser Art von Geist und Zweck.“

Die Aussage von Ho nannte Lam „unnötig spaltend“. Sie würde nur den Hass schüren und das werde sie nicht dulden. 

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