Hongkongs Einwohner*innen queerfreundlich wie noch nie

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Die Chinese University of Hong Kong hat neue Zahlen veröffentlicht, die belegen, dass die Sensibilisierung für LGBTIQ*-Rechte unter den Hongkonger*innen Rekordniveau erreicht hat.

Homosexualität ist in Hongkong bei beiderseitigem Einverständnis legal. Es gibt jedoch keine gleichgeschlechtliche Ehe, keinen Diskriminierungsschutz und keinen Zugang zur Adoption für queere Menschen. Forscher*innen vom Sexualities Research Programme der Chinese University of Hong Kong haben nun herausgefunden, dass die Hongkonger Bevölkerung Veränderungen auf sozialer und rechtlicher Ebene gegenüber aufgeschlossen ist.

Knappe Kiste für die Ehe, satte Mehrheit gegen Diskriminierung 

60 % der Befragten stimmten zu, dass es für Menschen mit unterschiedlicher sexueller Orientierung einen besseren Rechtsschutz gegen Diskriminierung geben sollte, 27 % waren neutral. Lediglich 12 % der Befragten sprachen sich dagegen aus. Verglichen mit der letzten Umfrage im Jahr 2016 entspricht das einem Rückgang von 35 %. Außerdem sind 49 % der Befragten der Meinung, dass gleichgeschlechtliche Paare heiraten können sollten, 28 % blieben neutral und nur 23 % waren anderer Meinung.

Unter der jüngeren Generation ist der Prozentsatz derer, die der LGBTIQ*-Bevölkerung gegenüber positiv eingestellt ist, sogar noch höher: Das Forscherteam hat festgestellt, dass 80 % der Hongkonger*innen im Alter von 18 bis 34 Jahren den Schutz vor Diskriminierung und die Ehe für alle unterstützen.

Die Umfrage, die vom Hongkong Gay and Lesbians Attorneys Network (HKGALA) finanziert wurde, fand auch heraus, dass die Unterstützung für die Transgender-Bevölkerung angestiegen ist. 74 % der Befragten gaben an, den Begriff „Transgender“ zu kennen und nur 18 % der Befragten gaben an, Trans*-Personen nicht zu akzeptieren. Auf die Frage, ob Trans*-Menschen gesetzlich vor Diskriminierung geschützt werden sollen, gaben nur 10 % an, anderer Meinung zu sein.

Taiwan und Proteste mögliche Ursache 

Dr. Yiu-Tung Suen vom Forscherteam sagte:

„Der Regierung und den Politiker*innen fehlt der empirische Boden für das Argument, Hongkong sei nicht bereit, Gesetze zur Gleichberechtigung von LGBTIQ*-Menschen in Hongkong einzuführen. Wir glauben nicht, dass die öffentliche Meinung der Leitindikator dafür sein soll, ob einer sozialen Minderheit der Schutz der Menschenrechte gewährt werden soll oder nicht. Aber diese Studie liefert genügend Daten, die belegen, dass alle Behauptungen, die von Regierung und Politiker*innen über das soziale Klima und die Einstellung der Öffentlichkeit zu den gesetzlichen Rechten von LGBTIQ*-Personen erhoben werden, unbegründet sind.“

Die Forscher*innen gehen davon aus, dass die Einführung der gleichgeschlechtlichen Ehe in Taiwan einen starken Einfluss auf die Einstellung der Hongkonger*innen gehabt hat. Taiwan war das erste Land in Asien, das im Mai letzten Jahres die Ehe für alle einführte (wir berichteten).

Auch die aktuelle politische Lage in Hongkong könnte dazu beigetragen haben, dass sich Hongkongs Bevölkerung stärker mit demokratischer Mitbestimmung und Schutz von Menschenrechten auseinandersetzt. Seit Monaten demonstrieren in Hongkong hunderttausende Menschen aus Sorge, ihre Autonomie zu verlieren. 

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