Coming-out: Rittys schmerzhafter Weg ins Glück

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Nach mehreren negativen Coming-out-Erfahrungen gab der US-amerikanische Eisschnellläufer Matt Rittenhouse seine sportliche Karriere auf. Heute führt er endlich ein glückliches Leben als schwuler Mann.

Matt Rittenhouse (Ritty) wurde am 13. Februar 1992 in Torrance, Kalifornien, geboren. Als Ritty acht Jahre alt war, zog seine Familie nach Saratoga Springs im Bundesstaat New York. Während seiner Schulzeit spielte Rittenhouse gerne Lacrosse, aber seine Begeisterung galt dem Eisschnelllauf. Er startete eine Profikarriere im Speed Skating, qualifizierte sich 2011 für das Junior World Team und das Junior World Cup Team. Er hatte das Potenzial, sich für die Olympischen Spiele zu qualifizieren.

Negative Coming-out-Erfahrungen ...

Doch Rittenhouse befand sich zunehmend auf Kollisionskurs zwischen dem Traum von Olympia und der Erkenntnis, dass er schwul war. Es brauchte ein bisschen, bis er bereit war, seine sexuelle Orientierung zu akzeptieren. Irgendwann fand er den Mut, sich gegenüber einem befreundeten russischen Eisschnellläufer zu outen. Doch das lief leider überhaupt nicht so, wie er es sich erhofft hatte. Die von ihm erhoffte positive Reaktion blieb aus. Fazit: Die beiden trainierten weiter zusammen, über seine sexuelle Orientierung wurde jedoch nie wieder ein Wort gesprochen.

„Ich war total von der Idee überzeugt, dass Homosexualität pathologisch ist und nicht natürlich“, sagt Rittenhouse im Nachhinein. „Ich machte einen winzigen Schritt in Richtung Coming-out, es ging schief und ich machte sofort zwei Schritte rückwärts“, erinnert er sich im Podcast Five Rings To Rule Them All.

... überschatteten die Karriere

Um nicht mit weiteren schlechten Reaktionen umgehen zu müssen, versuchte Rittenhouse, sich voll und ganz auf den Eisschnelllauf zu konzentrieren. Sein Geheimnis zu bewahren sollte ihm helfen, sich auf das Speed Skating zu konzentrieren. Aber nach und nach fiel alles auseinander. Seine Leistungen verschlechterten sich und er versank in einem Gefühl der Einsamkeit und Geheimhaltung.

Irgendwann setzte er sich mit einem vom Dachverband US Speedskating beauftragten Therapeuten zusammen – ein weiterer Schlag in die Magengrube. Die Reaktion des Therapeuten, als er von seiner sexuellen Orientierung sprach: 

„Natürlich sind Sie schwul mit so einem Haarschnitt.“ 

„Ich war überrascht und zugleich beschämt, dass ich zu dieser Person ging und eine solche Reaktion bekam“, sagt Rittenhouse. Er fühlte sich emotional erneut dazu gedrängt, sein Geheimnis für sich zu behalten und sein Leben auf den Wettbewerb zu konzentrieren, doch die Situation wurde unhaltbar. Er wollte nicht für den Rest seines Lebens alleine leben. Die Depression wurde schlimmer, sie schlich sich mit ihm auf die Eisbahn und überschattete seine Fähigkeiten, sich selbst auf dem Eis zu übertreffen.

„Wenn ich auf die Situation zurückblicke, denke ich, dass ich in Wirklichkeit mehr Schaden angerichtet habe als Nutzen. Ich kam nicht damit klar, es machte mich depressiv, einsam und ängstlich, und all das hat sich angestaut. Es hat meiner geistigen Gesundheit geschadet. Meine Depression wurde schlimm.“

Also fing Rittenhouse an, sich mehr Menschen gegenüber zu öffnen. Dabei traf er durchaus auch auf Menschen, die ihn so akzeptierten und liebten, wie er war. „Ich wurde von den meisten Leuten im Sport total akzeptiert, aber es war etwas an mir [intern], das Stigma in dem Sport loszuwerden, mit dem ich mich nicht befassen wollte.“ Rittenhouse war nicht mehr in der Lage, sich als schwuler Mann mit der konservativen Atmosphäre der Sportmachos zu versöhnen.

Neues Leben als schwuler Mann

Schließlich hängte er seine Schlittschuhe an den Nagel und zog nach New York City, um einem anderen Traum zu folgen: ein neues Leben als offen schwuler Mann zu führen. Eine schmerzhafte, aber gute Entscheidung. Heute sagt Ritty über sich:

„Ich lebe und gedeihe. Ich habe die beste Zeit meines Lebens.“

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