USA: „Bachelor“ vergibt Rosen nur noch an Männer

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Der US-amerikanische Reality TV-Star und ehemalige Footballspieler Colton Underwood feierte sein Coming-out. In einem Interview spricht er über die oft holprige, schwierige Reise zu sich selbst.

Der ehemalige Bachelor-Teilnehmer Colton Underwood (29) hat sich in einem exklusiven Interview mit Moderatorin Robin Roberts in der US-amerikanischen Fernsehshow Good Morning America am Mittwoch als schwul geoutet. Underwood, der nach The Bachelor eine PR-wirksame, von Schwierigkeiten geprägte Beziehung zu seiner Auserwählten Cassie Randolphs unterhielt, erzählt, wie befreiend es für ihn ist, nun endlich er selbst sein zu können.

„Ich bin lange Zeit vor mir selbst weggelaufen. Ich habe mich lange Zeit selbst gehasst. Und ich bin schwul. Ich habe mich Anfang des Jahres damit abgefunden und habe es verarbeitet. Der nächste Schritt bei all dem war dann, es den Leuten irgendwie mitzuteilen.“

In dem aufgezeichneten Gespräch sieht man Underwood seine Erleichterung an, wie auch seine offen lesbische Interviewpartnerin Roberts betont. Er bestätigt, wie glücklich und gesund er sich derzeit fühle – nach einer dunklen und schlechten Zeit, in der er lieber gestorben wäre, als zuzugeben, dass er schwul ist. Die Selbstmordgedanken hätten ihn schließlich dazu gebracht, die Kontrolle über sein Leben zurückzugewinnen. Auch die Coronapandemie habe mit Zwangspause, Innehalten und Alles-auf-den-Kopf-stellen dazu beigetragen, dass er endlich an einem Punkt in seinem Leben ankam, an dem er ehrlich zu sich selbst sein konnte.

„Ich bin immer noch derselbe Colton, den alle im Fernsehen kennengelernt haben. Ich bin immer noch derselbe Colton für meine Freunde und meine Familie, ich bin nur in der Lage, jetzt alles von mir mit den Leuten zu teilen. Und darauf bin ich stolz, wisst ihr? Ich bin stolz darauf, schwul zu sein.“


Sein Vater wünschte sich mehr Vertrauen

Underwood wurde katholisch erzogen, seine Absicht, bis zur Ehe keusch zu leben, war immer wieder Thema in den Reality-Sendungen. Heute fühle er sich näher bei Gott als jemals zuvor, auch wenn manche das sicher nicht verstehen könnten, so der Ex-Bachelor im Interview. In seiner katholischen Grundschule habe er früh gelernt, dass „schwul sein eine Sünde ist“. Dass er anders als seine Klassenkameraden ist, habe er schon als Kind gewusst. In der Highschool schließlich merkte er, dass er sich zu Männern hingezogen fühlte. Aber damals konnte er das noch nicht akzeptieren. Auch in seiner Zeit als aktiver Sportler sei der Begriff „schwul“ immer in negativem Kontext gefallen.

„Ich denke, es gab eine Menge Dinge und wenn ich zurückblicke, denke ich mir, 'Kein Wunder, dass ich es geheim gehalten habe'“

Nach seinem privaten Coming-out erhielt Underwood eine Reihe von Reaktionen – die mit Abstand häufigste sei jedoch der Wunsch gewesen, er habe es der betroffenen Person früher gesagt. So habe auch sein Vater reagiert, erzählt Underwood, der sich heute wünscht, mehr Vertrauen in seine Familie und seine Freunde gezeigt zu haben.


Selbstfindung vor den Augen der Öffentlichkeit

Vor seiner Zeit im Reality-TV war Underwood ein bekannter College Football-Spieler, zwischen 2014 und 2016 spielte er auch professionell Football, unter anderem für die Philadelphia Eagles und die Oakland Raiders. Bereits damals rückte er durch seine Beziehung zu der olympischen Turnerin Aly Raisman in den Fokus der Regenbogenpresse. Der breiten Öffentlichkeit wurde er aber vor allem in seiner zweiten Karriere als Reality TV-Star bekannt.

Nach der Teilnahme an Sendungen wie Die Bachelorette und Bachelor in Paradise wurde er 2019 selbst die Hauptfigur in der 23. Staffel der US-amerikanischen Bachelor-Reihe. Mit seiner Auserwählten Cassie Randolph war er danach bis Anfang 2020 zusammen. Die Beziehung endete schlecht: Die beiden machten Schlagzeilen, weil Randolph ihm vorwarf, sie zu belästigen und zu stalken. Sie erwirkte eine einstweilige Verfügung gegen ihren Ex-Freund. Später nahm sie sie zurück und beantragte die Einstellung der polizeilichen Ermittlungen. Heute sagt Underwood dazu:

„Ich wünschte, ich wäre mutig genug gewesen, mich selbst zu reparieren, bevor ich jemand anderen kaputt gemacht habe.“

In seinem Interview mit Roberts entschuldigte sich Underwood bei seiner Ex-Freundin für den Schmerz und Stress, den er ihr zugefügt hatte. Er erklärte, er wünsche sich aufrichtig, die Leute nicht in sein eigenes Chaos hineingezogen zu haben und er könne verstehen, wenn sich viele nun von ihm getäuscht fühlten. Doch er bedankte sich auch: Am Ende hätten die Frauen und das Bachelor-Franchise ihm aber auch dabei geholfen, dorthin zu gelangen, wo er nun ist. Der Ex-Bachelor betont, dass er freudig in die Zukunft schaut und hofft, endlich eine emotionale Verbindung mit einem Mann eingehen zu können.

„Ich habe es mir nie erlaubt, und ich möchte es mehr als alles andere. Ich suche nach jemandem, der mich pushen kann und mich auf all die großartigen Arten herausfordert.“

Wer weiß: Möglicherweise lässt Underwood mithilfe eines TV-Senders ja die Öffentlichkeit an seiner Suche teilhaben. Die Netflix-Doku zu seinem Coming-out ist übrigens schon in der Mache. 


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