Transphobie: Polizisten für Mord verurteilt, neue Bluttat in Portland

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Foto: Wilson Edilberto Santana Suarez / CC0

Ein Strafgericht in San Salvador, der Hauptstadt von El Salvador, verurteilte drei Polizeibeamte für den Mord an einer transsexuellen Frau zu jeweils 20 Jahren Haft. In Portland verlor die mindestens 26. Trans*person in den USA in diesem Jahr ihr Leben.

Laut Bericht der Generalstaatsanwaltschaft soll die 29-jährige Sexarbeiterin Camila Díaz am 31. Januar 2019 in betrunkenem Zustand herumgepöbelt haben – die Polizei wurde gerufen. Vor Ort angekommen, legten drei Polizisten Díaz Handschellen an und setzten sie in den Streifenwagen, angeblich, um sie nach Hause zu bringen. Dort kam sie jedoch nie an. Laut Staatsanwaltschaft wurde Díaz, nachdem sie körperlich schwer misshandelt wurde, auf einer Schnellstraße aus dem Auto geworfen. Eine Privatperson fand Díaz am Straßenrand liegend und brachte sie in ein Krankenhaus, wo sie drei Tage später an den Folgen ihrer Verletzungen starb.

Laut COMCAVIS Trans, einer Menschenrechtsorganisation, die sich für die Rechte von LGBTIQ*s in El Salvador einsetzt, wurden seit 1993 etwa 600 Personen aus der queeren Community El Salvadors Opfer von Hassverbrechen. Von 109 Morden, die zwischen Dezember 2014 und März 2017 an LGBTIQ*s verübt wurden, kamen nur 12 vor Gericht, in keinem Fall wurden die Täter verurteilt. 

Das Urteil gegen die drei Polizisten im Fall Díaz sei daher ein „Meilenstein für die Rechte der Transgender-Salvadorianer“, sagte Cristian Gonzalez, Forscher bei Human Rights Watch, gegenüber der Thomson Reuters Foundation. Diese Verurteilung dieses Transfeminizids sei ein starkes Signal, „dass Anti-Trans- und allgemein Anti-LGBT-Gewalt im Land nicht toleriert wird“.

Menschenrechtsorganisationen zeigten sich dennoch enttäuscht, weil der Fall nicht als Hassverbrechen vor Gericht verhandelt wurde.

Seit der Reform des Strafgesetzbuchs im Jahr 2015 stellen Hassverbrechen aufgrund der sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität in El Salvador einen eigenen Straftatbestand dar. Wären die Polizeibeamten dafür angeklagt worden, hätten sie mit härteren Haftstrafen zwischen 50 und 60 Jahren rechnen müssen. Der Generalsekretär der LGBTIQ*-Interessenvertretung AMATE El Salvador, Roberto Zapata, sagte:

„Es hinterlässt einen bitteren Nachgeschmack, dass die Staatsanwaltschaft den Fall nicht als Hassverbrechen eingestuft hat.“ 


Bluttat in Portland 

Fotolizenz CC0

Am 28. Juli ist in Portland, USA die transgeschlechtliche Aja Raquell Rhone-Spears gewaltsam zu Tode gekommen. Die 32-Jährige hatte nur Stunden vor ihrem Tod eine Mahnwache besucht, bei der eines ermordeten Schwarzen gedacht wurde. Es soll später zu einem Zwischenfall gekommen sein, an dem auch andere Besucher der Mahnwache beteiligt waren. Zwei Menschen wurden verletzt, darunter Rhone-Spears – sie starb kurze Zeit später. Die Polizei untersucht den Fall inzwischen als Mord.

Aja Raquell Rhone-Spears ist damit mindestens die 26. transgeschlechtliche oder nicht-binäre Person, die in den USA dieses Jahr getötet wurde. Viele der Opfer waren schwarze Trans*frauen. Die Organisation Human Rights Campaign, die seit 2013 Daten über Morde an Trans*personen sammelt, schlug Alarm: In keinem anderen Jahr sei bereits im August eine solch hohe Zahl erreicht worden. Zudem soll die Dunkelziffer, wie jedes Jahr, weit höher sein.

Tori Cooper, HRC-Direktorin für die Transgender-Initiative, zeigte sich entsetzt über die gegenwärtigen Gewaltraten. In einem Statement erklärte sie, es könne so nicht weitergehen – die Community bräuchte dringend Verbündete und Mitstreiter. 

„Diese Gewalt kann nicht andauern, und wir müssen uns alle fragen, warum unsere Nation es zulässt, dass diese Epidemie der Gewalt weitergeht, und wie wir zusammenkommen können, um sicherzustellen, dass Transsexuelle, insbesondere schwarze Transgender-Frauen, ihr Leben leben können, ohne Angst davor haben zu müssen, sich dieser langen Liste von gestohlenen Leben anzuschließen.“

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