Erster offen HIV+ Bürgermeister in Großbritannien

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Er will gegen Stigmata kämpfen: Mit Philip Normal wurde Großbritanniens erster offen HIV+ Bürgermeister gewählt. Der 38-Jährige ist Künstler und Designer, Queeraktivist – und nun Bürgermeister vom Londoner Stadtbezirk Lambeth, zu dem auch das queere Szeneviertel Vauxhall gehört.

Foto: Philip Normal / Facebook

Seit den Kommunalwahlen 2018 vertritt der Modedesigner, der einen Laden im Brixton Village Market betreibt, bereits das Viertel Oval, das zum Bezirk Lambeth gehört. Am 22.4. wurde Normal in einer virtuellen Jahreshauptversammlung der Labour-Partei nun zum Bezirksbürgermeister von Lambeth gewählt. Obwohl dies aufgrund der Corona-Krise ganz anders ablaufe, als er sich das je vorgestellt habe, so Normal, fühle er sich unlaublich geehrt.

Lambeth ist ein Bezirk im Großraum London, in dem mehr als 300.000 Menschen leben. Soweit man dies messen kann, hat der Bezirk mit 5,5% die höchste Queerpopulation in ganz Großbritannien – zu Lambeth gehören auch das Szeneviertel Vauxhall und die Cruisingarea um Clapham Common

Normals Ziele: die Menschen und Communities näher zusammenbringen und die Unterstützung für junge Leute, Künstler und lokale Organisationen verstärken. Ein besonderes Herzensprojekt des 38-Jährigen: Geld für die Wohltätigkeitsorganisation Albert Kennedy Trust zu sammeln. Die Organisation hilft queeren jungen Menschen, die obdachlos sind oder in feindlichen Wohnverhältnissen leben – ein häufiges Problem im Bezirk. Da der Stadtrat die traditionellen Bürgermeisterorden nach der Wahl nicht zu Normal bringen konnte, machte er kurzerhand seinen eigenen in knalligem Pink. Die Kette soll nach dem Lockdown versteigert werden, der Erlös dem Albert Kennedy Trust zugute kommen.

Normal ist Queeraktivist – bereits seit seinem Outing vor zwanzig Jahren. 2005 wurde bei ihm HIV diagnostiziert, auch damit geht er offen um. Dank der Medikamente und der unglaublichen Arbeit des britischen Gesundheitssystem NHS, könne er wie viele andere auch ein langes und gesundes Leben führen. Normal führte aus, offen über seinen Status zu sprechen sei eine individuelle Entscheidung und niemand sollte sich dazu verpflichtet fühlen. Der frisch gewählte Bürgermeister weiter:

„Aber ich hoffe, dass ich mit meiner Entscheidung zeigen kann, dass es für Menschen, die mit HIV leben, keine Grenzen gibt und dass wir das Stigma um HIV ein für alle Mal beseitigen müssen.“

Und er zieht auch eine Verbindung zur Corona-Krise:

„Darüber hinaus erinnert uns die Geschichte der HIV-Behandlung in dieser Zeit der großen Angst um unsere Gemeinschaften und der Tragödie für zu viele daran, dass es dank der medizinischen Wissenschaft immer Hoffnung gibt.“

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