Keine schwulen Spione gestattet: MI6 entschuldigt sich

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Richard Moore (57), der neue Leiter des britischen Geheimdienstes MI6, hat sich

Foto: UK Government / gov.uk, OGL 3 / wikimedia.org

im Namen der Führung erstmals dafür entschuldigt, dass queere Beamte bis 1991 aus dem Dienst ausgeschlossen wurden – damals hieß es, sie seien ein „Risiko für die nationale Sicherheit“. Moore bezeichnete das Verbot jetzt als falsch, ungerecht und diskriminierend.

James Bond, der wohl berühmteste Spion der Welt, gehört zum britischen Geheimdienst MI6. Geheimnisse, so zeigte 007, gehören zum Leben eines Spions einfach dazu. Was viele nicht wissen: Seine real existierenden Kollegen mussten bis 1991 ein bestimmtes Geheimnis sogar vor ihren Chefs verbergen – und zwar ihre Sexualität. Andernfalls liefen homosexuelle Spione Gefahr, sofort ihren Posten zu verlieren. Andere, die offen queer lebten, wurden gar nicht erst für den Dienst in Erwägung gezogen.

 Der Grund dafür: Homosexuelle Spione wurden als „Risiko für die nationale Sicherheit“ angesehen, da ihre Sexualität von ihren Vorgesetzten als Druckmittel für Feinde angesehen wurde, sprich: Sie glaubten, die Spione wären dadurch leichter erpressbar als ihre heterosexuellen Kollegen. Das Verbot wurde 1991 von Premierminister John Major aufgehoben.


Moore: Verbot schadete Großbritannien

30 Jahre später, am Freitag, den 19. Februar 2021, entschuldigte sich der britische Auslandsgeheimdienst für die Diskriminierung. Richard Moore, der neue Leiter des MI6, erklärte in einem Video, das anlässlich des 30. Jahrestages aufgenommen wurde:

„Wegen dieser Richtlinie mussten andere loyale und patriotische Menschen ihre Träume, ihrem Land im MI6 zu dienen, aufgeben. Das war falsch, ungerecht und diskriminierend.“

Er sagte, inzwischen sei man sich beim MI6 bewusst, dass geheim nicht mit unverantwortlich gleichgesetzt werden dürfe. Natürlich hätte ihre Sexualität diese Menschen nicht zu einer nationalen Sicherheitsbedrohung gemacht. Durch das Verbot habe Großbritannien sich selbst im Geheimdienst und den diplomatischen Diensten einiger der besten Talente beraubt, die das Land zu bieten gehabt hätte.

„Heute entschuldige ich mich im Namen des MI6 für die Art und Weise, wie unsere LGBT+ Kollegen und Mitbürger behandelt wurden, und drücke mein Bedauern gegenüber denjenigen aus, deren Leben davon betroffen war.“

Der neue Chef übernahm die volle Verantwortung für den Schaden, den diese Maßnahmen verursacht hatten, und räumte ein, dass sie auch nach 1991 noch nicht ganz beseitigt waren. Queere Mitarbeiter, die sich nach Aufhebung des Verbotes outeten, seien schlecht behandelt worden. Anderen, die in der Zeit nach 1991 kamen, sei das Gefühl gegeben worden, nicht willkommen zu sein.


MI6 will heute für Vielfalt und Inklusion stehen

Moore versuchte in seiner Rede die Fortschritte hervorzuheben, die die Behörde seit diesen Tagen durchlief. Er dankte seinen queeren Kollegen für ihre Aufklärungsarbeit und ihren Kampf für Veränderungen. Der MI6 sei heute offen für Menschen jeden Alters, sowie jeder Herkunft, Rasse, Sexualität und Denkweise. Der 57-Jährige Diplomat betonte:

„Wir haben noch mehr zu tun, um ein vollständig inklusiver Arbeitgeber zu werden, und mein Ziel für den MI6 ist es, ihn zu einem Arbeitsplatz zu machen, an dem man immer sein wahres Ich zur Arbeit mitbringen kann.“


Auch Alan Turing betroffen

Die Praxis, offen homosexuelle Agenten zu entlassen, betraf auch die anderen britischen Spionageagenturen: Den Inlandsgeheimdienst MI5 und die Government Communications Headquarters (GCHQ, deutsch Regierungskommunikationszentrale). Der dort bekannteste Fall ist wohl Alan Turing: Der Mathematiker und Codebrecher wurde 1952 aus seinem Dienst für die GCHQ entlassen, nachdem er wegen einer schwulen Beziehung verurteilt worden war. Die Führungen von MI5 und GCHQ entschuldigten sich bereits für die durch das Verbot entstandenen Schäden und Ungerechtigkeiten. 

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