Großbritannien erlebt „Twitterstorm“ um gefaktes Fußballer-Coming-out

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In den letzten Wochen wurde Großbritanniens Sport-Szene von einem Twitter-Account mit dem Profilnamen „The Gay Footballer“ in Atem gehalten. Der anonyme Betreiber behauptete, ein schwuler Championship-Spieler zu sein, der das erste Coming-out eines aktiven Fußballprofis herbeiführen wolle. Die Anteilnahme war riesig, doch am Stichtag entpuppte sich das Ganze als Rohrkrepierer.

Foto: Twitter

„Ich bin ein professioneller Fußballer, der akuell in der Championship spielt“, hieß es im Profil des Mitte Juli gelaunchten Twitter-Accounts The Gay Footballer. Weiterhin offenbarte der Betreiber, dass er „a proud gay man“ („ein stolzer schwuler Mann“) sei, der am 24. Juli seine wahre Identität preisgeben wolle, um damit das erste öffentliche Coming-out eines aktiven Fußballprofis herbeizuführen. Innerhalb weniger Tage wurde der Account zum Social-Media-Gespräch und rief über 50.000 Follower auf den Plan. Menschen sprachen ihren Respekt aus und priesen den Mut des Account-Betreibers, Fußball-Insider wie der schwule Profischiedsrichter Ryan T. Atkin (war 2017 der erste Schiri der britischen Fußballliga, der sich outete, blu berichtete) sicherten ihre Unterstützung zu. Gleichzeitig wuchs die Spannung täglich, wer der mutige Sportler sein mochte.

Dann kam der Stichtag des 24. Juli. An dem es im Profiltext auf einmal nur noch hieß: „Ich bin ein professioneller Fußballer, der aktuell in der Championship spielt. Ich dachte, ich wäre stark genug. Bin ich nicht.“ Wenig später wurde der Gay Footballer-Account gelöscht. Seitdem hat sich das anfängliche Gossip-Thema zum „Twitterstorm“ gewandelt. User diskutieren den „Hoax“ rauf und runter, Mainstream-Medien greifen das Thema auf, um über Homophobie im Profifußball und die Enttäuschungen von Social-Media-Phänomenen zu debattieren. 

Fake oder Rückzieher eines voreiligen Spielers, der am Ende doch Angst um seine Karriere bekam? Böser Scherz auf Kosten junger Schwuler, die auf selbstbewusste Vorbilder hoffen? Oder doch gezielt lancierter Fake, um eine Debatte in Gang zu setzen? Das sind die Fragen, die sich die User stellen. Ryan T. Atkin, der sogar ein anonymes Telefonat mit dem vermeintlichen Gay-Footballer geführt hatte, in dem er ihm Tipps gab und Mut zusprach, wägt in einem Kommentar für den Independent ab: „Letztendlich ist es egal, ob der Account echt war, weil es viele Dinge gibt - positive wie negative -, die man aus dieser Geschichte mitnehmen kann. Der Gay Footballer hat so vielen von uns, besonders jungen Leuten, Hoffnung gegeben. Dennoch hat er uns, wenn er denn echt war, vor Augen geführt, dass es noch immer eine Riesenherausforderung für Menschen im Profisport ist, offen mit ihrer Sexualität umzugehen.“

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