Georgischer Nationalfußballer wird zum LGBTIQ*-Helden

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In der georgischen Hauptstadt Tiflis wurden am Dienstag acht Menschen festgenommen, weil sie Feuerwerkskörper auf die Zentrale des Georgischen Fußballverbandes geworfen hatten. Der Grund: Die Demonstranten fordern den Rausschmiss von Nationalspieler Guram Kashia. Sie fürchten, dass seine Solidarität mit LGBTIQ* negative Auswirkungen auf die Nationalmoral haben könnte. 

Foto: houvanarnhem.nl

Der Stein des Anstoßes war die Armbinde im Foto oben. Guram Kashia trug sie in seiner Funktion als Mannschaftskapitän von Arnhem Vitesse beim Spiel gegen Heracles Almelo am 15. Oktober. Anlass war der Internationale Coming-out-Tag, an dem die niederländische Mannschaft ein Zeichen gegen Homophobie setzen wollte. In Kashias Heimat Georgien jubelten die LGBTIQ*-Verbände über das deutliche Zeichen ihres Landsmanns. Durch seine Position als Nationalspieler ist Kashia in Georgien sehr populär und kann dadurch aufklärerische Impulse setzen. Auch wenn Georgien eins der wenigen osteuropäischen Länder ist, in denen Homosexualität nicht nur legal ist, sondern dessen Antidiskriminierungsgesetze die sexuelle Orientierung mit einschließen, sind gleichgeschlechtliche Beziehungen noch immer in weiten Teilen der Gesellschaft tabuisiert.

Wie groß das Tabu ist, zeigte die Entrüstung des rechten Bündnisses Georgischer Marsch über die Regenbogenbinde. Seit zwei Wochen fordert die Organisation in den sozialen Medien den Rausschmiss von Kashia aus Georgiens Nationalmannschaft. Von einigen Eiferern ernten sie damit Zuspruch, doch die Solidarisierung mit dem Fußballer ist deutlich stärker. Das ist wohl auch der Grund, warum Kashia den Protest in einem Statement als Gepolter einiger Weniger abtat. Gleichzeitig bekräftigte er die Botschaft, die hinter der Regenbogenbinde steht:  „Ich werde immer die Freiheit der Menschen verteidigen“, sagte er in einem Statement vor der Nachrichtenagentur Tabula.  „Ich bereue natürlich nicht, was ich getan habe. Ich sehe es als meine Verantwortung.“

Dass Kashia mit dieser Haltung mehr Solidarität als Gegenwehr von seinen Fans und Fußballkollegen erntet, führt offenbar zur Radikalisierung der Moralhüter vom Georgischen Marsch. Die Hasserfülltheit der Bilder von der Demo am Dienstag ist durchaus beängstigend (siehe Video unten). Andererseits ist nicht damit zu rechnen, dass sich die Antibewegung durchsetzt. Das zeigt nicht zuletzt eine Stellungnahme, die von oberster Stelle kam. Der georgische Präsident Giorgi Margwelaschwili schrieb bereits am Montag in einem Facebook-Post:  „Die Kampagne gegen Guram Kashia ist inakzeptabel. Jeder hat das Recht auf freie Meinungsäußerung, wir müssen die Menschenrechte und Freiheiten achten. Ich verurteile Gewalt in jeder Form und ich begrüße die einmütige Solidarität der Sportgemeinschaft gegenüber Guram Kashia, (...) Auch ich erkläre meine Unterstützung für den Vizekapitän der georgischen Fußballnationalmannschaft und den Kapitän von Arnhem Vitesse Guram Kashia.“

DIE PROTESTE IN TIFLIS IM VIDEO:

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